Wirtschaft

Börsensegment für junge Firmen Bundesregierung prüft "Markt 2.0"

Kann ein neues Börsensegment Vertrauen aufbauen?

Kann ein neues Börsensegment Vertrauen aufbauen?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Bundesregierung wünscht sich ein attraktives Börsensegment für innovative Wachstumsfirmen. Die Deutsche Börse verhandelt bereits mit Start-ups und Investoren. Auch wenn bislang nur gesprochen wird, ist eines schon sicher: "Neuer Markt" soll das Segment nicht heißen.

Mehr als zehn Jahre nach dem Niedergang des Neuen Markts will die Bundesregierung jungen Wachstumsfirmen den Weg an die Börse erleichtern. "Die Bundesregierung prüft die Einführung eines neuen Börsensegments Markt 2.0, um Börsengänge für junge, innovative und wachstumsstarke Unternehmen wieder zu beleben", sagte die neue Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), der "Süddeutschen Zeitung". Dies sei auch im Koalitionsvertrag verankert. Junge Unternehmen sollten so Zugang zu zusätzlichem Kapital bekommen, das sie für ihre weitere Entwicklung und Expansion dringend benötigten.

Gleicke geht dabei davon aus, dass "mit konkreten Ergebnissen frühestens im Spätherbst dieses Jahres, möglicherweise auch erst nächstes Jahr zu rechnen" sei. Die Gespräche der Deutschen Börse mit Start-ups und Investoren stünden aber "kurz vor dem Abschluss". Ein neues attraktives Börsensegment für junge, innovative Wachstumsfirmen würde die Rahmenbedingungen für Wagniskapital insgesamt verbessern und somit den Standort Deutschland auch für Investoren attraktiver machen. Der Entry Standard der Deutschen Börse, der weniger stark reguliert ist und neben Aktien auch Unternehmensanleihen einschließt, sei in seiner heutigen Form offensichtlich nicht attraktiv genug für junge Wachstumsunternehmen, sagte die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium. Stattdessen würden "erfolgreiche deutsche Unternehmen den Gang an die amerikanische Börse vorziehen".

Sollte es ein neues Börsensegment geben, gilt als sicher, dass der Begriff "Neuer Markt" nicht wiederverwendet wird. "Ein neuer Anlauf zur Stärkung von Börsengängen hat ja nur dann eine dauerhafte Chance, wenn er am Markt auf Vertrauen stößt", sagte Gleicke. Es müsse sichergestellt werden, dass möglichst keine Anlageskandale und Betrugsfälle wieder passierten.

Deutsche Börse wenig begeistert

Die Deutsche Börse gibt sich bei diesem Thema zugeknöpft. Man sei von verschiedenen Seiten zum Thema Finanzierung von Start-up-Unternehmen angesprochen worden und evaluiere derzeit das Potenzial börsenfähiger Unternehmen in Deutschland, hieß es lediglich. Die Deutsche Börse halte wenig davon, werbewirksam einen Markt 2.0 zu etablieren, um dann die negativen Folgen zu tragen, wenn dies schief gehen sollte, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus Finanzkreisen. Vielmehr sollten die jungen Firmen mit einem ganzen politischen Paket gestärkt werden. Dazu könnten auch Steuererleichterungen gehören oder bessere Voraussetzungen, um ausländische Fachkräfte zu gewinnen.

Private Anleger hatten am Neuen Markt, der von 1997 bis 2003 das Zentrum der New Economy bildete und an dem bis zu 300 Unternehmen notiert waren, viel Geld investiert und verloren. Dennoch gab es seither immer mal wieder Überlegungen, den Neuen Markt in irgendeiner Form wiederzubeleben. So hatte auch der frühere Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) versucht, ein neues Börsensegment für Start-up-Unternehmen zu schaffen.

Quelle: ntv.de, sla/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen