Wirtschaft

Kampf gegen Konjunktur-Überhitzung China auf Wachstumsbremse

Chinas Konjunktur kühlt sich ab. Von einer Erkältung ist das Reich der Mitte bei Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts von 10,3 Prozent zwar deutlich entfernt. Die Regierung in Peking geht aktiv gegen eine Überhitzung der Konjunktur vor.

Hochhäuser in Shenzhen.

Hochhäuser in Shenzhen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bremsmanöver der chinesischen Regierung zeigen Wirkung: Die Wirtschaft in China hat im Frühjahr deutlich an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt legte verglichen mit dem Vorjahr um 10,3 Prozent zu, zu Jahresauftakt waren es noch gut anderthalb Prozentpunkte mehr, wie das Statistikamt in Peking mitteilte.

Auch in den kommenden Monaten wird mit einer weiteren Abschwächung gerechnet. "Das Wachstum ist immer noch sehr hoch", sagte Behördensprecher Sheng Laiyun. Die leichte Abkühlung werde der chinesischen Wirtschaft helfen, eine Überhitzung zu vermeiden."

Vor allem zum Ende des Quartals hin machten sich die Einschnitte der Regierung bemerkbar, die im Kampf gegen eine Blase am Immobilienmarkt unter anderem die Kreditvergabe für den Kauf von Häusern gedrosselt hatte. Zudem läuft das mehr als 400 Milliarden Euro schwere Konjunkturprogramm allmählich aus, das die Regierung im vergangenen Jahr aufgelegt hatte, um die Folgen der weltweiten Rezession für die Volkswirtschaft abzufedern.

Im Juni legte die Industrieproduktion nur noch um 13,7 Prozent verglichen mit dem Vorjahr zu, nach 16,5 Prozent im Mai. Nach Berechnungen der Credit-Suisse-Analysten bedeutet das einen Rückgang verglichen mit dem Vormonat - das wäre das erste Mal seit November 2008.

Banger Blick auf Europa

Zugleich ließ das Wachstum bei den städtischen Investitionen etwa in Häuser oder Fabriken leicht nach, lag aber immer noch bei mehr als einem Viertel. "Die gute Nachricht ist, dass die Wirtschaft sich behauptet", sagte ein Credit-Suisse-Experte. "Die schlechte Nachricht ist, dass die Investitionen schwächer werden und deswegen die Nachfrage nach Rohstoffen zurückgeht." Der rapide Ausbau der chinesischen Städte trieb zuletzt etwa die Kupfernachfrage nach oben - China ist der wichtigste Käufer des Metalls. Ähnliches gilt für viele andere Rohstoffe.

China befürchtet nun angesichts der Schuldenkrise in Europa auch noch eine Delle im Exportgeschäft. "Die Schuldenprobleme der Euroländer haben sich bislang kaum bemerkbar gemacht, weil die Unternehmen auf einem großen Auftragsbestand sitzen", sagte Statistiker Sheng. "Aber der Druck auf die Exporteure wird spürbar zunehmen." Spanien, Griechenland und andere Staaten haben Ausgaben gestrichen und Steuern erhöht, was die Nachfrage nach Produkten "Made in China" dämpfen dürfte.

Experten gehen nicht davon aus, dass die chinesische Wirtschaft zurück in die Krise fällt. Die Verantwortlichen hätten sich in ihrer Politik flexibel gezeigt, zudem verfügten sie noch über großen Spielraum, falls es doch schlimmer als erwartet komme, sagte ein Analyst. Experten rechnen damit, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt 2010 um zehn Prozent und 2011 um neun Prozent wachsen wird. An den Märkten wächst nun aber die Sorge davor, dass die Regierung die Wirtschaft zu stark drosselt und damit auch die Weltwirtschaft an Schwung verliert.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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