Wirtschaft

Europäer fangen Einbruch aufChina ist nur noch sechstgrößter Exportpartner für Deutschland

23.12.2025, 14:54 Uhr
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In chinesischen Häfen kommen weniger Waren aus Deutschland an. (Foto: picture alliance/dpa/XinHua)

Deutsche Unternehmen exportieren in diesem Jahr deutlich weniger nach China als in der Vergangenheit. Dank Ländern wie Spanien sind die Exporte ins Ausland aber insgesamt stabil. Angesichts der globalen Handelskonflikte verweisen Experten auf ungenutztes Potenzial innerhalb der EU.

Die deutschen Warenexporte nach China sind einer Untersuchung zufolge deutlich zurückgegangen. Die Ausfuhren sanken in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 12 Prozent auf 61,4 Milliarden Euro, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berichtet. Seit 2022 sind die Exporte damit um ein Viertel eingebrochen. In der Rangliste der größten deutschen Exportpartner rutschte China vom zweiten auf den sechsten Platz ab.

IW-Handelsexperte Jürgen Matthes sieht mehrere Gründe dafür. Chinesische Anbieter haben demnach in wichtigen Industriezweigen aufgeholt, hinzu kämen staatliche Subventionen und ein gegenüber dem Euro unterbewerteter Yuan. Diese Wettbewerbsverzerrungen verschlechterten die Absatzchancen deutscher Unternehmen spürbar.

Auch die Warenexporte in die USA sanken zuletzt deutlich. In den ersten drei Quartalen 2025 lagen sie fast acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Dies führen die Forscher vor allem auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zurück. "Es spricht nur wenig dafür, dass sich der Wind in Washington oder Peking bald wieder dreht", sagt Matthes. Es zeige sich jedoch, dass die Exportabhängigkeit von beiden "Riesen" nicht so groß sei wie teils befürchtet.

Spanien rückt in Top 10 vor

Insgesamt legten die deutschen Exporte zwischen Januar und September laut IW trotzdem um 0,25 Prozent zu. Besonders Polen, die Schweiz und Spanien konnten einen Großteil der Rückgänge ausgleichen. Auf Handelspartner in Europa entfallen inzwischen knapp 70 Prozent der Ausfuhren. "Europa bleibt der Stabilisator für die deutsche Exportwirtschaft", so IW-Fachmann Matthes. Um dieses Potenzial stärker zu nutzen, sollte der Abbau von Handelsbarrieren im EU-Binnenmarkt vorangetrieben werden.

Spanien wird nach Prognose der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) im zu Ende gehenden Jahr unter die Top 10 der wichtigsten Kunden aufrücken - zum ersten Mal seit 2009. Demnach werden die Ausfuhren nach Spanien 2025 um 8,5 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro wachsen, heißt es. Das reicht für Platz zehn. In keinem anderen Land aus der Gruppe der zehn wichtigsten Abnehmerländer wächst das Geschäft stärker.

Die deutsche Industrie profitiert damit von dem seit Jahren anhaltenden Wirtschaftsboom in Spanien. Dort dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nach Prognose der Industriestaaten-Organisation OECD um 2,9 Prozent wachsen, während für Deutschland nur ein mageres Plus von 0,3 Prozent vorausgesagt wird. "Aktuell profitieren deutsche Unternehmen definitiv von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Spanien", sagte GTAI-Experte Friedrich Henle.

Potenzial bei europäischer Inlandsnachfrage

"Ein Haupttreiber der aktuell guten Konjunktur ist die private Nachfrage, unterstützt durch den Tourismusboom und eine verstärkte Zuwanderung." Aber auch Unternehmen investierten zunehmend, um die verstärkte Nachfrage bedienen zu können. Gefragt sind dadurch vor allem Maschinen und Ausrüstungen aus Deutschland, aber auch chemische Erzeugnisse sowie Fahrzeuge und Kfz-Teile.

"Die Importe von Investitionsgütern wachsen in Spanien in diesem Jahr sehr stark", sagte auch der Europa-Chefvolkswirt vom Beratungsunternehmen Oxford Economics, Angel Talavera. Die Bundesrepublik biete dafür den passenden Exportmix. Deutschland sollte deshalb auf eine Stärkung des europäischen Binnenmarktes drängen. "Die europäischen Exporte können die schwächelnden Verkäufe in die USA und nach China ausgleichen", sagte Talavera. Ein Rückgang der Ausfuhren in die beiden größten Volkswirtschaften der Welt um zehn Prozent könne durch ein Wachstum von drei Prozent in die EU-Staaten ausgeglichen werden. "Das Problem ist, dass die Schwäche der europäischen Inlandsnachfrage derzeit dazu führt, dass selbst relativ moderate Exportzuwächse schwer zu erreichen sind."

Quelle: ntv.de, dsc/dpa/rts

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