Kontrollierter Testlauf in Schanghai China lässt Yuan etwas mehr Spiel
05.09.2013, 11:20 Uhr
Die chinesische Zentralbank legt täglich einen Yuan-Wechselkurs fest.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Jahren streiten die USA und China über den niedrigen Yuan-Kurs. Die Kritiker werfen der Volksrepublik vor, sich damit Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Jetzt startet Peking einen ersten Versuch, den Wechselkurs wenigstens teilweise freizugeben.
China will die Freigabe des Yuan-Wechselkurses jetzt offenbar beschleunigen. Mit nachlassenden Schwankungen an den Finanzmärkten und einem generell stabilen Yuan seien die Bedingungen dafür gegeben, schreibt Sheng Songcheng, Leiter der Statistik- und Analyseabteilung der People's Bank of China (PBoC) in einem Artikel der amtlichen Financial News.
Die kontrollierte Befreiung
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, soll in einem ersten Schritt im geplanten Zollfreigebiet der Wirtschaftsmetropole Schanghai der Yuan frei gehandelt werden können. Bedingung sei, "dass das Risiko kontrolliert werden kann". Die Agentur beruft sich auf Pläne der Regierung, die ihr vorliegen. Einschränkend heißt es, die Dokumente enthielten nicht die explizite Aussage, dass der Wechselkurs dort künftig komplett vom Markt bestimmt werden soll.
Bislang legt die Zentralbank täglich einen Yuan-Wechselkurs fest. Sein Wert wird nicht also wie bei anderen Währungen üblich durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Kritiker bemängeln, dass die Kurse zu deutlich niedrig angesetzt werden. Damit fördere China seine Exporte, während Importe verteuert werden. Lokalen Medienberichten zufolge strebt die chinesische Notenbank an, bis zum Jahr 2015 eine grundsätzliche Freigabe des Yuan zu erreichen, gefolgt von einer vollen Liberalisierung im Jahr 2020.
Konkurrenz für Hongkong
Der Testlauf in Schanghai soll das Zollfreigebiet aufwerten und der freien Wirtschaft in der Sonderverwaltungszone Hongkong Konkurrenz machen. Hinter dem Projekt steht vor allem Chinas Regierungschef Li Keqiang, der erst seit März im Amt ist. Regierungsbeamte sagten, das Zollfreigebiet solle einer der "krönenden Erfolge" seiner Regierung sein.
Laut dem AFP vorliegenden Dokument würde die Ansiedlung ausländischer Banken oder ausländisch-chinesischer Gemeinschaftsbanken in dem Gebiet gefördert. Private Geldinstitute seien willkommen. In China ist die Bankenbranche bislang fest in staatlicher Hand.
Firmen, die am freien Handel mit dem Yuan teilnehmen wollen, müssten im Zollfreigebiet registriert sein und dort spezielle Konten eröffnen, heißt es weiter unter Berufung auf einen mit den Plänen vertrauten Regierungsbeamten. In den meisten Fällen würden die Unternehmen dann aber gezwungen, ihre anderen Konten in China zu schließen.
In dem Zollfreigebiet soll es auch eine Börse für Rohstoffe wie Metalle und Nahrungsmittel geben. Die staatlichen Handelsbeschränkungen für 19 Branchen sollen schrittweise fallen. Spielcasinos hingegen sollen - wie in ganz China seit 1949 - weiterhin verboten sein. Sie sind bislang nur in der Sonderverwaltungsregion Macao erlaubt.
Startschuss Ende des Monats
Das Zollfreigebiet soll 29 Quadratkilometer groß sein und vier Zonen umfassen, darunter den internationalen Flughafen und einen Tiefwasserhafen. Der Staatsrat habe im August grünes Licht für das Zollfreigebiet gegeben, am 27. September stehe die umfassendere Freigabe an, hieß es aus Regierungskreisen. Die Billigung durch den Volkskongress im kommenden März gilt als reine Formsache.
"Das Zollfreigebiet ist das Modell für Chinas große Bemühungen um strukturelle Erneuerung in der neuen Ära und beschleunigt den Wandel der wirtschaftlichen Entwicklung», heißt es in den Plänen der Regierung in Peking.
Eine Freigabe des Yuan-Wechselkurses hätte auch für China Vorteile: Die Volksrepublik würde vom Dollar unabhängiger, wenn Waren einfacher in Yuan handelbar wären. Der Staat hat bereits gigantische Dollar-Reserven.
Quelle: ntv.de, DJ/AFP