Wirtschaft

Kettenreaktion im Welthandel China prüft Importzölle

Der Handelsstreit zwischen China und den USA weitet sich aus. Das chinesische Handelsministerium prüft nun offenbar ein Anti-Dumping-Verfahren. Im Visier der Pekinger Beamten: Autos und Hühnchen.

Zollschranken im Hühnchenmarkt: China errichten Hindernisse.

Zollschranken im Hühnchenmarkt: China errichten Hindernisse.

(Foto: REUTERS)

Kurz vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Pittsburgh droht ein Streit zwischen China und den USA zu einem Handelskrieg zu eskalieren. Die Regierung in Peking prüft Anti-Dumping-Maßnahmen gegen US-Autos und Geflügelprodukte, nachdem die USA Importzölle auf chinesische Reifen drastisch angehoben haben. Zugleich kündigte China am Montag an, den Konflikt vor die Welthandelsorganisation (WTO) zu bringen. "Die chinesische Geschäftswelt wird dieses Unrecht nicht auf sich sitzenlassen. Der Streit könnte sich noch verschärfen", warnte das Handelsministerium in seiner Hauszeitung "International Business Daily".

US-Präsident Barack Obama habe eine "gefährliche Eröffnungsstrategie" gewählt, hieß es weiter. Die Zölle könnten eine Kettenreaktion im Welthandel auslösen und die Erholung von der globalen Krise verlangsamen. China hat nun formelle Gespräche mit den USA unter dem Dach der WTO beantragt, die den Streit beilegen soll. Kommt es nach einer Frist nicht zur Einigung, kann die Volksrepublik das Schiedsgericht der Organisation anrufen, das über Sanktionen befindet.

In den vergangenen Monaten hatten die Regierungen beider Länder stets erklärt, die Erholung der Weltwirtschaft gemeinsam vorantreiben und auf den Abschwung nicht mit protektionistischen Reflexen reagieren zu wollen. Der Handelsstreit könnte nun das G20-Treffen am 24. und 25. September in Pittsburgh sowie den China-Besuch von Obama im November belasten. Auch das Außenministerium in Peking äußerte sich besorgt: "Der Zusammenarbeit zwischen China und den USA droht im Handel wie auch im Finanzsektor Schaden", warnte Sprecherin Jiang Yu.

Experten setzen jedoch darauf, dass der Konflikt nicht ausufert und die Grundlage der Kooperation zwischen den beiden Wirtschaftsriesen nicht gefährdet ist. "Die Folgen der US-Schutzzölle für die Reifenindustrie sind natürlich gravierend, makroökonomisch sind die Auswirkungen aber nicht so stark, dass das strategische Verhältnis zwischen beiden Ländern bedroht wäre", sagte Analyst Qing Wang von Morgan Stanley Asien. Etwaige chinesische Gegenmaßnahmen seien nur als Einzelmaßnahme zu verstehen, mit denen die Regierung in Peking ihrem Unmut über die US-Entscheidung Luft machen könne. Zugleich wolle China damit vorbeugen, dass die USA auch in anderen Industriebereichen Schutzzäune gegen Produkte aus dem Reich der Mitte errichteten.

Bereits jetzt erheben die USA einen Schutzzoll von vier Prozent auf chinesische Reifenimporte. Ab dem 26. September soll ein Aufschlag von 35 Prozent hinzukommen, der allerdings binnen drei Jahren auf 25 Prozent abgeschmolzen wird. Die US-Gewerkschaften hatten Druck auf die Regierung ausgeübt, die in den vergangenen Jahren rapide gesteigerten Reifenimporte aus dem Reich der Mitte einzudämmen: Waren 2004 noch 15 Millionen Pneus aus China in die USA eingeführt worden, stieg die Zahl bis 2008 auf 46 Millionen. Nach Gewerkschaftsschätzungen hat dies die heimische Reifenindustrie 5000 Arbeitsplätze gekostet.

Der regierungsnahe chinesische Wirtschaftsexperte Mei Xinyu schätzt, dass die von der Regierung in Peking ins Visier genommenen US-Auto- und Geflügelimporte in etwa dasselbe Handelsvolumen wie die chinesischen Reifenexporte in die USA aufweisen: rund zwei Milliarden Dollar pro Jahr.

Quelle: ntv.de, rts

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