Macht die Notenbank Feuer? Chinas Industrie lahmt
09.09.2012, 10:46 Uhr
(Foto: REUTERS)
Enttäuschende Wachstumsdaten aus China geben der Hoffnung auf weitere geldpolitische Erleichterungen des Landes neue Nahrung. Trotz mancher Lockerungsübungen der chinesischen Zentralbank haben die Währungswächter an der Preisfront dabei vorläufig keine Störfeuer zu erwarten: Die Entwicklung der Verbraucherpreise bleibt schwach.
In China verliert die Industrie weiter an Fahrt. Das Produktionswachstum verlangsamte sich im August offiziellen Statistiken zufolge überraschend deutlich. Demnach lag die Anstiegsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch bei 8,9 Prozent. Das ist der schwächste Wert seit Mai 2009 und weniger als von Volkswirten erwartet. Deren Prognose lag im Schnitt bei 9,1 Prozent. Im Juli hatte die Industrieproduktion noch um 9,2 Prozent zugelegt.
Besser fiel dagegen das Bild bei den chinesischen Einzelhandelsumsätzen aus, sie zogen im August um 13,2 Prozent an. Der Anstieg lag im Rahmen der Analystenerwartungen.
Die Abschwächung nährt Sorgen, dass die Wirtschaftslokomotive China ihre Zugkraft für die Weltwirtschaft verliert. Im zweiten Quartal war das chinesische Wachstum auf 7,6 Prozent gefallen, der schwächste Wert seit drei Jahren. Chinas Staatspräsident Hu Jintao signalisierte daher auf dem Gipfeltreffen der asiatisch-pazifischen Wirtschaftskooperation Apec die Bereitschaft zu weiteren Konjunkturspritzen.
Kleines Preisplus
Die Entwicklung der Verbraucherpreise lässt Chinas Führung trotz eines jüngsten Anstiegs Raum für weitere geldpolitische Eingriffe. Die Teuerung stieg im August leicht auf 2,0 Prozent. Im Vormonat hatte sie mit 1,8 Prozent jedoch den niedrigsten Stand seit 30 Monaten erreicht. Zum Vergleich: Im Juli 2011 lag die Teuerung noch bei 6,5 Prozent.
Das Statistikamt gab zudem neueste Erzeugerpreis-Daten bekannt. Sie waren den sechsten Monat in Folge rückläufig. Sie fielen im August um 3,5 Prozent und damit stärker als die von Analysten erwarteten 3,3 Prozent.
Experten machen für den aktuellen Anstieg hauptsächlich die nach heftigen Regenfällen und höheren Getreidepreisen ebenfalls gestiegenen Lebensmittelpreise verantwortlich. "Es gibt keinen Grund, sich um die Inflation zu sorgen", wird der Wissenschaftler Wang Jun vom China-Zentrum für Internationale Wirtschaftsbeziehungen von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zitiert, "die Stabilisierung des Wirtschaftswachstums sollte Vorrang haben." Der Wirtschaftsexperte wertet das Sinken des Erzeugerpreisindex im August um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat als weiteres Anzeichen für eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur.
Um der Wirtschaftsentwicklung wieder mehr Schwung zu verleihen, hatte Chinas Zentralbank bereits im Juni und Juli die Zinsen gesenkt. Zudem kappte sie seit November die Mindestreserven für die Banken drei Mal, um damit die Kreditvergabe anzukurbeln.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts