Wirtschaft

Wird der Dollar abgedrängt? Chinesischer Yuan erobert Europa

Yuan, Pfund, Dollar, Euro: Im Memory der Währungspaare verschiebt sich das Gleichgewicht.

Yuan, Pfund, Dollar, Euro: Im Memory der Währungspaare verschiebt sich das Gleichgewicht.

(Foto: REUTERS)

Mit einem Doppelschlag betritt der chinesische Yuan das europäische Parkett. Frankfurt und London wollen künftig Handelsdrehscheiben für die Devise sein. Wer profitiert von dieser Einigung und was wird nun aus dem US-Dollar?

Frankfurt hat dem Finanzplatz London die Show gestohlen: Anlässlich des Berlin-Besuches von Chinas Staatspräsident Xi Jingping unterzeichneten die Deutsche Bundesbank und die chinesische Zentralbank am vergangenen Freitag in Berlin eine Absichtserklärung für einen Frankfurter Handelsplatz für die chinesische Währung Yuan. Damit ist Frankfurt und nicht London der erste europäische Standort, der einen solchen Service anbietet.

Bisher ist der Yuan nicht frei handelbar, außerhalb Asiens gibt es noch keine vergleichbare Drehscheibe. Nun geht es aber Schlag auf Schlag: London will noch am Montag mit der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen den Notenbanken Großbritanniens und Chinas nachziehen. Das Nachsehen haben erst einmal Paris und Luxemburg, die sich ebenfalls darum bemüht hatten, den Yuan an ihre Börsen zu holen.

Eine Hürde weniger

Dass sich die Finanzplätze um den Yuan reißen, ist kein Wunder: Den riesigen Markt mit 1,3 Milliarden Verbrauchern will sich keiner entgehen lassen, mag es dort in Sachen verlässlichen Markenschutz, Patentsystemen oder Umweltschutz kräftig rumpeln. Auch für die deutschen Schlüsselindustrien ist der chinesische Absatzmarkt extrem wichtig: Die Autoindustrie bügelt hier ihre Absatzdellen auf dem heimischen Markt aus, für die Maschinenbauer ist China der größte Exportmarkt überhaupt.

Doch besonders kleine und mittelständische Unternehmen ließen sich bisher nicht nur durch kulturelle und sprachliche Hürden abschrecken. Für sie war auch der starre Umrechnungsmodus in die chinesische Währung ein Gegenargument. Denn bislang mussten zunächst Euro in Dollar und anschließend Dollar in Yuan gewechselt werden, um Geschäfte tätigen zu können. Das dieser Umrechnungsschritt bald wegfällt, spart den Unternehmen Zeit und Geld. Vor allem, weil die Absichtserklärung neben der Kooperation im Zahlungsverkehr den Aufbau einer sogenannten Clearing-Bank vorsieht, über die die Handelsgeschäfte in Yuan abgewickelt werden sollen.

Während deutsche Unternehmen unmittelbar von den Abkommen profitieren können, werden sich Anleger noch ein wenig gedulden müssen. Denn die Deutsche Börse und die Bank of China haben zwar vereinbart, dass sie eine Infrastruktur aufbauen wollen, die chinesischen Unternehmen direkten Zugang zu den deutschen und europäischen Kapitalmärkten bietet. Damit könnten auch Fonds oder Zertifikate aufgelegt werden. Doch noch gibt es in der Branche keine Pläne für entsprechende Auflagen. Kreisen zufolge wollen die großen Finanzinstitute erst einmal abwarten, welche chinesischen Unternehmen nun das europäische Parkett betreten wollen.

Attacke gegen den Dollar?

Dass sich Unternehmen und Anleger künftig den Umweg über den Dollar sparen können, ist sicherlich ein empfindlicher Hieb für die US-Währung. Doch das schon als tödliche Attacke gegen den Dollar als die wichtigste Reservewährung der Welt zu werten, wie in einigen Medien geschehen, könnte voreilig sein. Denn zwar rechnen Ökonomen damit, dass die chinesische Devise mittel- bis langfristig zu einer der wichtigsten globalen Reservewährungen aufsteigen wird. Doch der gesamte chinesische Finanzsektor befindet sich mitten im Umbau. Neben der Etablierung der neuen Handelsplätze hat die chinesische Zentralbank erst kürzlich große Finanzreformen angekündigt. Dazu gehört etwa die Zulassung von fünf privaten Banken und die Freigabe für Zinsen für Spareinlagen. Die Abkommen zu den neuen Yuan-Handelsplätzen in Frankfurt und London sind wichtige Puzzlesteine für China. Das Bild braucht aber noch eine Weile, bis es fertig ist.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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