"Vikram Pandit ist integer" Citigroup weist Gerüchte zurück
17.10.2012, 06:56 Uhr
Die Citigroup versucht die Wogen zu glässten.
(Foto: REUTERS)
Nachdem Citigroup-Chef Vikram Pandit völlig überraschend das Handtuch geschmissen hat, kocht die Gerüchteküche. Woran ist die Zusammenarbeit gescheitert? Unternehmenskenner führen einen Streit um die Managervergütung ins Feld. Die Citigroup versucht die Spekulationen in die Schranken zu weisen.

Wollte ihm jemand an den Kragen? Nach dem Rücktritt von Vikram Pandit werde es keine weiteren bösen Überraschungen geben, verspricht der Verwaltungsrat.
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Nach dem abrupten Abgang ihres Chefs Vikram Pandit versucht die US-Großbank Citigroup die Spekulationen über die Hintergründe dieses Schrittes einzudämmen. In einer Telefonkonferenz nach Börsenschluss in New York versicherte Verwaltungsratschef Michael O'Neill, dass Pandit nicht zum Rückzug gedrängt worden sei. "Vikram hat seinen Rücktritt eingereicht und der Verwaltungsrat hat das akzeptiert", sagte O'Neill.
Pandits Weggang habe nichts mit der Strategie oder Unternehmensführung zu tun, sagte O'Neill. Der Verwaltungsratschef betonte auch, dass es anders als in den Gerüchten kolportiert keinen Streit über die Bezahlung oder ein ethisches Fehlverhalten Pandits gegeben habe. "Vikram ist eine integre Person", sagte O'Neill. Außerdem betonte er: Es werde "keine weiteren bösen Überraschungen geben".
Die Aufseher hätten sich zwei Jahre lang auf eine derartige Situation vorbereitet. Der neue Unternehmenschef Mike Corbat galt schon eine Weile als möglicher Nachfolger. Auch Corbat kündigte an, er werde den Kurs seines Vorgängers fortsetzen.
Wurde der Chefsanierer gedrängt?
Der gebürtige Inder Pandit hatte die Citigroup nach seinem Amtsantritt Ende 2007 fünf Jahre lang durch die Turbulenzen der Finanzkrise gesteuert und die Bank umgebaut. Am Vortag legte er völlig unerwartet seinen Posten mit sofortiger Wirkung nieder. Unternehmenskennern zufolge gingen zum Rücktritt monatelange Querelen mit dem Verwaltungsrat voraus: Angeblich ging es bei dem Streit um eine Reihe von Problemen, unter anderem auch die Managervergütung. Dem "Wall Street Journal" sagte Pandit zu seinem Ausscheiden lediglich: "Es war meine Entscheidung."
Die Citigroup schreibt nach der Finanzkrise wieder Gewinne. Die Zahlen für das dritte Quartal, welche die Citigroup Anfang der Woche vorgelegt hatte, zeigten zwar einen Rückgang der Gewinne um 88 Prozent an. Das Ergebnis fiel aber besser aus als erwartet, verursacht wurde der Gewinneinbruch durch einmalige Abschreibungen. Hinter ihren großen US-Konkurrenten JP Morgan Chase und Bank of America hinkt die Bank bei der Erholung von der Finanzkrise aber trotzdem hinterher. US-Medien zufolge war das Verhältnis zwischen Pandit und dem Verwaltungsrat seit längerem gespannt.
Aktienverlauf enttäuscht
Manche Kritiker sagen, der Umbau der Citirgoup sei zu langsam gegangen. In Pandits Amtszeit fiel der Aktienkurs um 89 Prozent. Angesichts dessen musste sich Pandit auf der Hauptversammlung im April herbe Kritik anhören. Die Aktionäre sprachen sich gegen seinen Millionenbonus aus, den er nach langer Zurückhaltung beim Gehalt einforderte. Eine derartige Rebellion war ein Novum an der Wall Street.
Börsianer wurden on dem überraschenden Abgang Pandits kalt erwischt. Börsenbeobachter reagierten gemischt auf den Wachwechsel. Während einige den Abgang als "sehr positiv" bezeichneten, sprachen andere von "schlechtem Timing", da die Geschäfte nun wieder liefen. Gefragt waren die Aktien dennoch. Der Kurs schloss am Ende mit 1,6 Prozent im Plus.
Pandits Nachfolger, Michael Corbat , ist seit fast drei Jahrzehnten bei der Citigroup tätig und betreute zuvor das Europa-, Nahost- und Afrikageschäft der drittgrößten US-Bank.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP/rts