Wirtschaft

Griechenland droht Pleite Coba gegen Umschuldung

Commerzbank-Chef Blessing lehnt eine Beteiligung privater Gläubiger an der Lösung der griechischen Schuldenkrise ab. Eine Alternative bietet er allerdings nicht an.

Commerzbank-Chef Martin Blessing.

Commerzbank-Chef Martin Blessing.

(Foto: picture alliance / dpa)

Commerzbank-Chef Martin Blessing hat davor gewarnt, private Gläubiger an der Lösung der griechischen Schuldenkrise zu beteiligen. "Wenn man um Griechenland einen Zaun ziehen könnte, wäre das Problem recht leicht zu lösen: Man würde umschulden. Die Banken außerhalb Griechenlands könnten das verkraften", sagte Blessing der "Welt am Sonntag". In diesem Fall gehe es jedoch um mehr: "Wir haben es auch mit einer Vertrauensfrage zu tun."

Zuletzt habe es geheißen, bis 2013 werde kein Gläubiger zur Sanierung Griechenlands herangezogen. "Das soll nun nicht mehr gelten? Das trägt nicht gerade dazu bei, Vertrauen an den Märkten aufzubauen."

Die Commerzbank wäre von einer Umschuldung Griechenlands betroffen. Ende März 2011 lag ihr Engagement in Anleihen des Landes bei 2,9 Mrd. Euro.

Koalition will Gläubiger beteiligen

Die schwarz-gelbe Koalition hatte am Freitag ihre Zustimmung für weitere Finanzhilfen an Griechenland an Bedingungen geknüpft. So fordern Union und FDP eine Beteiligung privater Geldgeber an einem zweiten Hilfspaket. Zugleich pocht die Koalition auf einen strikten Privatisierungs- und Reformkurs Athens.

Griechenland muss einen Großteil seiner Schulden von mehr als 350 Mrd. Euro an private Gläubiger wie Banken und Versicherungen zahlen. Da Athen sich wegen extrem hoher Zinsen kein neues Geld an den Finanzmärkten leihen kann, hat Griechenland Notkredite von EU und IWF über insgesamt 110 Mrd. Euro bekommen. Das Geld ist noch nicht vollständig ausbezahlt, aber klar ist inzwischen, dass Griechenland noch mehr Hilfe braucht. Nach Angaben von EU-Diplomaten sind rund 90 Mrd. Euro zusätzlich nötig, um eine Staatspleite abzuwenden.

Der Commerzbank-Chef kritisierte die "überbordende Staatsverschuldung". Staaten könnten sich nur verschulden, wenn genug Käufer das Vertrauen hätten, dass das Geld zurückgezahlt werde. "Dieses Vertrauen darf man nicht verspielen - schließlich müssen die EU-Staaten Tag für Tag drei Mrd. Euro am Kapitalmarkt aufnehmen, größtenteils zur Ablösung alter Schulden. Wer immer noch glaubt, unbegrenzt Schulden machen zu können, macht die Rechnung ohne die Gläubiger, die bereit sein müssen, diese zu kaufen."

Die Währungsunion sei auf Dauer nur mit strukturellen Veränderungen zu erhalten. "Wenn wir es mit dem Euro ernst meinen, müssen wir die politische Einigung vorantreiben - oder wir wickeln die Währungsunion wieder ab. Und das kann doch keiner ernsthaft wollen." An dieser Weggabelung stehe die EU nun.

Quelle: ntv.de, dpa

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