"Ein Schnaps mehr" Daimler steckt Ziele hoch
06.09.2010, 15:13 UhrBei Daimler ebbt die Angst vor einem erneuten Abgleiten der Weltwirtschaft in eine Rezession spürbar ab. Der Autobauer geht davon aus, seine Gewinnprognosen einhalten oder gar übertreffen zu können. Davon sollen auch die Anleger etwas haben, Daimler verspricht eine "gesunde und gute" Dividende."
Der Autobauer Daimler ist trotz der jüngsten Abkühlung der Konjunktur in den USA zuversichtlich, sein schon zweimal nach oben geschraubtes Gewinnziel in diesem Jahr zu übertreffen. "Alles deutet darauf hin, dass wir ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von sechs Mrd. Euro abliefern werden", sagte Finanzchef Bodo Uebber.
"Und der Ehrgeiz ist da, das Ziel für 2010 einen Schnaps zu übertreffen", sagte der Manager. "Ich sehe keine schlechten Nachrichten." Das wegen der Ferienzeit gewöhnlich eher schwächere dritte Quartal werde "ordentlich" laufen. Im vergangenen Jahr hatte Daimler wegen der Autoabsatzkrise einen Milliardenverlust verbucht und die Dividende gestrichen.
Verflogen sind bei Daimler inzwischen Bedenken, die Weltwirtschaft könne erneut abstürzen. "Ich rechne aus heutiger Sicht auf Basis der aktuellen Wirtschaftsdaten nicht mit einem Double Dip, auch wenn die Rahmenbedingungen in den USA schwieriger sind als zuletzt", sagte der Finanzchef. In China - dem derzeitigen Wachstumsmotor der Weltwirtschaft und der Autoindustrie - sei mit einer sanften Landung zu rechnen. "Eine erneute, tiefe Rezession oder zweite Krise sehe ich derzeit nicht", sagte Uebber. Die Furcht vor einer zweiten Krise hatte zuletzt vor allem an den Börsen auf die Stimmung gedrückt.
"Gesunde, gute Dividende"
Nach dem Dividendenausfall im Krisenjahr 2009 will Daimler in diesem Jahr wieder mit einer soliden Ausschüttung aufwarten. "Es ist klar, dass wir für 2010 wieder eine Dividende zahlen werden", sagte der Manager. "Die Investoren können eine gesunde, gute Dividende erwarten und werden wieder Anlass zur Freude haben." Mit den derzeitigen Analysten-Schätzungen von durchschnittlich 1,15 Euro Dividende je Aktie "fühle ich mich sehr wohl", sagte Uebber. Der zuletzt geschrumpfte Unternehmenswert werde im laufenden Jahr wieder steigen: "Bei dem derzeitigen Konsensus für das Ergebnis je Aktie von 3,60 Euro sollten wir weit mehr als die Kapitalkosten verdienen."
Die Kreditwürdigkeit von Daimler könnte sich nach der Stärkung der Bilanz bald verbessern, stellte der Finanzchef in Aussicht. "Die Voraussetzung für ein A-Rating könnte ab dem kommenden Jahr mit stabil wachsenden Märkte gegeben sein", sagte er. "Bei den aktuellen Kreditkonditionen liegen wir derzeit schon im Bereich eines A-Rating und damit besser als vor der Krise." Mit einer Netto-Liquidität von neun Mrd. Euro sei Daimler derzeit zwar ausreichend finanziert. "Einige Investoren würden uns gern noch dieses Jahr mit einer Emission sehen, auch die Konditionen wären derzeit günstig", sagte Uebber. "Wir überlegen daher, ob wir Teile der für 2011 geplanten Refinanzierung vorziehen und noch dieses Jahr an den Kapitalmarkt gehen."
Mit dem Wechselkurs des Euro, der zuletzt stark schwankte, kann der Finanzchef gut leben. "Beim Euro haben wir schon schlechtere Zeiten erlebt", sagte er. Der Dollar habe "noch etwas Luft nach oben", da die Kaufkraftparität von Euro und Dollar langfristig bei rund 1,20 Dollar liege. Daimler verkauft immer mehr Autos außerhalb Europas, China könnte bald der größte Absatzmarkt für die Pkw-Marke Mercedes-Benz werden. "Langfristig werden wir den Fertigungsanteil außerhalb Deutschlands erhöhen müssen", sagte Uebber. In China und den USA beispielsweise machten die Regierungen konkrete Vorgaben für die Produktion, damit die dortigen Werke nicht nur verlängerte Werkbänke seien. Bis 2013 wird Daimler daher in China ein Motorenwerk errichten und damit erstmals außerhalb Deutschlands Pkw-Aggregate fertigen.
Quelle: ntv.de, rts