Inside Wall Street Das falsche Spiel der Banken
20.04.2009, 21:04 UhrIn den letzten Tagen haben unerwartet gute Zahlen aus dem Bankensektor die Wall Street angetrieben - am Montag geht es bergab, und wieder geben die Finanzwerte den Ton an. Woher kommt der Stimmungswandel? Zum einen aus der Erkenntnis, dass die Zahlen der Branche getürkt sind. Zum anderen herrscht Unmut gegenüber einer Branche, die sich nicht an die Spielregeln hält.
Die meisten Banken, die seit dem Winter Milliardenhilfe von der Regierung bezogen haben, haben das Geld nicht den Plänen entsprechend verwendet. Die Regierung hatte von vorne herein klar gemacht, was man mit den Zuschüssen im Rahmen des TARP-Programms erreichen wolle: Eine verbesserte Lage an den Kreditmärkten, die in der Krise eingefroren waren.
Doch genau diese Verbesserung ist ausgeblieben. Von den 20 größten Banken, die Hilfe aus Washington erhalten haben, haben nur drei ihre Kreditaktivitäten erweitert. Bei allen anderen sind die Kreditvergaben im Vergleich zum Herbst deutlich eingebrochen. Laut dem Wall Street Journal haben die Banken im Februar nur 174,2 Mrd. Dollar an Verbraucherkrediten und Refinanzierungen vergeben. Das entspricht einem Rückgang um 25 Prozent gegenüber dem Niveau vor den Bailout-Zahlungen.
Die größten Einbrüche verzeichnet ausgerechnet Goldman Sachs. Das ehemalige Investmenthaus, das jetzt als Bank fungiert und mit höchst dubioser Bilanz die Börse in der vergangenen Woche in Atem gehalten hat, hat nur noch die Hälfte der üblichen Kreditsumme vergeben. Bei JPMorgan Chase und dem Kreditkartenriesen Capital One wird ein Minus von jeweils rund 35 Prozent bilanziert, bei Citigroup sind es 24 Prozent und bei der Bank of America 20 Prozent.
Verbessert haben sich die Kreditflüsse nur bei Morgan Stanley, Wells Fargo und einigen regionalen Häusern.
Die wenigen guten Nachrichten eingerechnet, bilanziert das Wall Street Journal einen Kreditrückgang um durchschnittlich 2,2 Prozent bei den Banken, die explizit zur Verbesserung der Kreditmärkte Milliarden-Zahlungen von der Regierung angenommen haben.
Dieser Wortbruch macht der Börse zu schaffen - im doppelten Sinne. Denn Vertrauen kann man den Unternehmen und damit den Aktien zurzeit offensichtlich nicht entgegenbringen, was eine stabile Rallye unmöglich macht. Zudem schaden die Banken mit ihrer kreditfeindlichen Haltung der Konjunktur direkt, sie halten Investitionen auf und damit eine breitere Erholung.
Quelle: ntv.de