Wirtschaft

Flaute ohne Ende? Der Kampf der deutschen Jachtenbauer

Die börsennotierte HanseYachts kämpft mit einer Absatzflaute - und sie ist nicht allein.

Die börsennotierte HanseYachts kämpft mit einer Absatzflaute - und sie ist nicht allein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Boomzeit der deutschen Jachten-Hersteller liegt Jahre zurück. Seitdem dümpeln die Verkäufe vor sich hin. Einzelne Anbieter versuchen nun, trotz geringerer Stückzahlen Profit zu machen. Das Zauberwort heißt Nische - und die ist überlebenswichtig.

Das Boot schwebt langsam durch die Industriehalle. In großen Gurten bugsieren Arbeiter den nackten Rumpf zum nächsten Fertigungsschritt in der Werft von Bavaria Yachtbau im fränkischen Giebelstadt. In der Luft hängt auch die Branche: Die Jachthersteller stecken in der Krise - und das seit Jahren. Das einst profitable Geschäft ist nach der Finanzkrise zum Überlebenskampf geworden. Bekannte Marken sind verschwunden, große Werften schreiben rote Zahlen und versuchen, mit Sanierungsprogrammen gegenzusteuern. Eine Rückkehr zu alten Höhen scheint derzeit ausgeschlossen.

HanseYachts
HanseYachts 1,20

Der Absatz der Jachtbauer halbierte sich nach dem Jahr 2008. "Zu viele bis dahin gut gehende Exportnationen sind eingebrochen - vor allem in Südeuropa", sagt Claus-Ehlert Meyer, der Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbands. Die krisengebeutelten Mittelmeer-Anrainer waren traditionell wichtige Absatzmärkte. "Deutschland funktioniert - aber wenn Sie 90 Prozent Exportanteil haben, kommen Sie damit allein nicht klar", betont Meyer.

Flaute am Weltmarkt

Den deutschen Branchenführer Bavaria traf die Entwicklung hart. In Spitzenzeiten hatten jährlich mehr als 3000 Segel- und Motorboote die Werft verlassen, übrig blieb davon nur ein gutes Drittel. Trotz gelegentlicher Hoffnungsschimmer auf Bootsmessen: Laut Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) liegt der Branchenumsatz gerade einmal auf dem Niveau von 1999. "Der Weltmarkt ist eigentlich immer noch flach wie ein Pfannkuchen", sagt Bavaria-Chef Constantin von Bülow.

Der Sanierer kommt vom Finanzinvestor Oaktree, der seit 2009 zusammen mit dem Hedgefonds Anchorage Eigentümer des Bootsbauers ist. Von Bülow trat im Frühjahr ans Ruder und will das Unternehmen aus der Verlustzone holen. «Wir müssen uns so anpassen, dass wir auch mit 1000 Booten überlebensfähig sind und kein Geld verbrennen», erklärt er. Deshalb baut er 23 Stellen in der Verwaltung ab, die für die heutigen Verkaufszahlen zu groß gewesen sei.

Die Produktion will der Manager wieder effizienter machen. Gründer Winfried Herrmann hatte Bavaria jahrzehntelang sehr schlank und profitabel geführt. In den Jahren nach dem Verkauf an den Finanzinvestor Bain Capital 2007 habe das Unternehmen dann jedoch etwas an Effizienz eingebüßt, sagt von Bülow.

Nischen gesucht

Umbau ist auch beim zweiten großen Anbieter HanseYachts angesagt. Der börsennotierte Greifswalder Bootsbauer hatte sich schon vor zwei Jahren einen straffen Sanierungskurs verordnet - und meldet nun erste Erfolge: Im Geschäftsjahr 2012/2013 stand unter dem Strich zwar noch ein Fehlbetrag von 5,3 Millionen Euro - das war aber schon weniger als die Hälfte des Vorjahresverlusts. Das Unternehmen berichtet von deutlich wachsenden Umsätzen und mehr Aufträgen. "Wer überleben will, muss entweder eine Nische besetzen oder eine besonders effektive Produktion haben", meint Branchenvertreter Meyer.

Bavaria will künftig auch Katamarane sowie Motorboote mit geringerem Treibstoffverbrauch anbieten und damit neue Kunden gewinnen. Außerdem streben die Franken nach Expansion außerhalb Europas - unter anderem in den US-Markt, in dem deutsche Anbieter bislang keine große Rolle spielen.

Erstmals präsentierte das Unternehmen sich kürzlich auf der Bootsmesse in Fort Lauderdale (Bundesstaat Florida) mit drei Motorbooten. "Hier haben wir Potenzial, uns als Qualitätsprodukt 'Made in Germany' zu positionieren - analog zur Autobranche", erklärt von Bülow. "Die USA sind ein schwieriger Markt, weil die dort selber ein großes Angebot haben. Aber da ist Potenzial", ergänzt Meyer.

Gebraucht oder gechartert

Allerdings ist die Krise in Südeuropa nicht die einzige Baustelle für die Bootsbauer. Der Wassersport hat ein Nachwuchsproblem, viele gute Gebrauchtboote sind auf dem Markt. Zudem chartern viele Bootsfreunde inzwischen lieber und sparen sich so die hohe Investition - das neue Mittelklasse-Modell der Giebelstädter beispielsweise, die rund 12 Meter lange Bavaria 41, kostet roh etwa 150.000 Euro ab Werft.

"Es gibt ein großes Überangebot an Charterjachten weltweit", sagt BVWW-Geschäftsführer Jürgen Tracht. "2005 und 2006 waren für die Bootshersteller die absoluten Spitzenjahre, aber da werden wir nicht mehr hinkommen. Daran glaubt eigentlich niemand mehr."

Quelle: ntv.de, Sebastian Kunigkeit, dpa

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