"Wir halten das Tempo" Deutsche Autobranche gibt Gas
02.12.2011, 14:02 Uhr
Der R8 Spyder von Audi: Die VW-Tochter ist einer der weltweit erfolgreichen deutschen Autokonzerne.
(Foto: REUTERS)
Mitarbeiter, Absatz, Umsatz, Export: Es gibt kaum eine Kennzahl, bei der die deutsche Autoindustrie 2011 keinen Rekordwert vorweisen kann. 280 Mrd. Euro Erlös sind eine echte Hausnummer. Allerdings produzieren die deutschen Autobauer bereits mehr Fahrzeuge im Aus- als im Inland.
Krisengerede gibt es in Deutschland überall, nur nicht in der Automobilindustrie. Das zu Ende gehende Jahr war für die deutschen Autohersteller eines der besten aller Zeiten: Bei der Produktion, dem Export und dem Umsatz erzielten sie 2011 Rekorde, wie der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, erklärte. Auch die Verkäufe auf dem Inlandsmarkt lägen deutlich über dem Vorjahr, die Zahl der Mitarbeiter sei spürbar gestiegen. "Die Bilanz ist durchweg positiv." Im kommenden Jahr erwarte die Branche aber "mehr Gegenwind", erklärte Wissmann. "Wir gehen etwas vom Gas, aber halten das Tempo."
In Deutschland werden nach Angaben Wissmanns in diesem Jahr insgesamt mehr als 5,9 Millionen Pkw vom Band laufen - ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zu 2010 und ein neuer Rekordwert. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 liege die Produktion sogar um eine Million Pkw höher. Die Werke seien im vierten Quartal zu fast 90 Prozent ausgelastet. Entsprechend sind derzeit 23.600 direkte Mitarbeiter mehr als im Vorjahr bei den Autoherstellern beschäftigt - insgesamt sind es knapp 730.000. Dazu kämen 60.000 Leiharbeiter.
Türkei, USA, China
Drei von vier in Deutschland gefertigten Autos werden in andere Länder exportiert: 2011 werden es rund 4,55 Millionen Pkw sein, ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zu 2010. Die meisten davon werden zudem in Wachstumsländern gekauft, wie Wissmann betonte: in der Türkei und Russland, in Amerika und China. Jedes siebte in Deutschland gebaute Auto gehe nach Amerika, jedes achte in die Volksrepublik.
Im Heimatland konnten die Hersteller die Verkäufe aber ebenfalls steigern. Am Ende des Jahres werden es 3,1 Millionen Neuzulassungen sein, wie Wissmann erklärte. Damit erreichten die Neuzulassungen wieder das Niveau der Vorkrisenjahre 2007 und 2008. Der Absatz von Firmenwagen habe sich "sehr erfreulich" entwickelt, die Nachfrage der privaten Kunden allerdings sei seit einigen Monaten «spürbar verhaltener». Wissmann machte die Verunsicherung der Verbraucher wegen der Schuldenkrise verantwortlich, aber auch die hohen Spritpreise.
Mehr Autos im Ausland produziert
Der Umsatzzuwachs der Autofirmen wird 2011 laut Wissmann sogar noch höher sein als die Steigerung bei den Absätzen: Die Hersteller würden 280 Milliarden Euro Umsatz machen, 12 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Noch mehr Autos als in Deutschland stellen die deutschen Unternehmen bereits seit 2010 im Ausland her. In den ausländischen Werken werden laut Wissmann in diesem Jahr rund sieben Millionen Pkw vom Band laufen, vor allem in Amerika und in Asien. Das sei ein Zuwachs um 15 Prozent. Drei neue Arbeitsplätze im Ausland würden aber einen Arbeitsplatz im Inland "schaffen oder sichern", betonte der VDA-Präsident beschwichtigend.
Quelle: ntv.de, AFP