Wirtschaft

Streit um Wirtschaftskurs Deutsche bieten USA Paroli

Die großen Exportländer wie Deutschland und China sehen sich Vorwürfen der Amerikaner ausgesetzt, sie täten zu wenig für ihre Binnennachfrage. Das lassen die Deutschen nicht auf sich sitzen. Bundesbank-Präsident Weber verweist auf die wettbewerbsfähige Industrie - Deutschland könne nicht in einen Topf mit China geschmissen werden.

Klare Antworten von Axel Weber (links) und Jörg Asmussen.

Klare Antworten von Axel Weber (links) und Jörg Asmussen.

(Foto: REUTERS)

Bundesregierung und Bundesbank haben die Kritik der USA am wirtschaftspolitischen Kurs Berlins klar zurückgewiesen. Nach den zuletzt heftigen Auseinandersetzungen sieht Deutschland aber keine Belastung der Beziehungen. "Das Klima ist gut", sagte Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.

Die USA machen Exportnationen wie China und Deutschland für die eigenen Wirtschaftsprobleme verantwortlich. Die Amerikaner werfen diesen Ländern vor, zu wenig für die heimische Nachfrage zu tun und sich mit Außenhandelsüberschüssen auf Kosten anderer Staaten zu sanieren. China kurbelt seine Exporte über eine niedrig gehaltene Währung an. Kritik kam vor allem von US-Finanzminister Timothy Geithner. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dies zurückgewiesen.

Asmussen sagte, Geithner neige in Auseinandersetzungen zwar zu scharfen Argumenten. Er nehme diese aber genauso entgegen. Das Klima zwischen den USA und Deutschland habe sich nicht verschlechtert.

IWF springt Deutschland bei

Asmussen und Bundesbank-Präsident Axel Weber betonten, Deutschland sei bei der IWF-Jahrestagung gelobt worden. Der IWF habe die Kritik aus den USA nicht geteilt, sagte Weber. Deutschland könne auch nicht mit China in einen Topf geschmissen werden. Das wüssten auch die USA, sagte der Weber.

Scharfe Kritik kam von Timothy Geithner.

Scharfe Kritik kam von Timothy Geithner.

(Foto: AP)

Man habe in Washington darauf verwiesen, dass das Wachstum der deutschen Wirtschaft inzwischen breiter sei und auch Folge der Strukturreformen und Arbeitsmarktpolitik. Die Binnennachfrage habe einen wesentlichen Anteil: Fast die Hälfte des Wirtschaftszuwachses im zweiten Quartal sei Folge der stärkeren Binnennachfrage.

Die Exporterfolge Deutschland resultierten daraus, dass die Industrie sehr wettbewerbsfähig sei. Sie seien nicht Folge einer niedrig gehalten Währung, sagte Weber. Wettbewerbsfähigkeit werde in Betrieben gewonnen und nicht an den Devisenmärkten. Deutschland sehe sich nicht als Adressat, wenn Überschussländer kritisiert werden.

Selbst tragendes Wachstum

Die deutsche Wachstumsrate von 2,2 Prozent im zweiten Quartal wäre nach amerikanischer Lesart - also "annualisiert" beziehungsweise für das Gesamtjahr einfach mit vier multipliziert - rund neun Prozent. Dies seien fast schon chinesische Wachstumsraten, sagte Weber.

Im zweiten Halbjahr 2010 sei dieses Wachstumstempo in Deutschland aber nicht zu halten, sagte Weber. Er betonte aber: "Im Kern ist die Konjunkturerholung intakt." Deutschland bewege sich nach der Krise am Rande eines sich selbst tragenden Wirtschaftswachstums.

Quelle: ntv.de, dpa

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