Wirtschaft

"Erfreuliche Zahl" Deutschland schafft 0,5 Prozent

Kleine Schritte in großer Höhe.

Kleine Schritte in großer Höhe.

(Foto: REUTERS)

Für Europa ist es ein kleiner, aber immerhin messbarer Lichtblick in der Krise: Die deutsche Wirtschaft wächst. Im dritten Quartal kommen die amtlichen Statistiker bei ihrer Berechnung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf eine Rate von 0,5 Prozent. Volkswirte hatten etwas mehr erwartet, sind aber mehr als zufrieden. Schließlich sieht die Lage in Frankreich ähnlich aus.

Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich in kleinen Schritten vor. Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt zum Vorquartal um 0,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vorfeld hatten Volkswirte mit einem realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von bis zu 0,7 Prozent gerechnet.

Ein kleines Wachstum: besser als gar kein Wachstum.

Ein kleines Wachstum: besser als gar kein Wachstum.

(Foto: dpa)

Dafür fiel das zweite Vierteljahr besser aus als zunächst ermittelt: Für den Zeitraum April bis Ende Juni wiesen die Statistiker anstatt des sehr mageren 0,1 Prozents Wachstum nun ein Plus von 0,3 Prozent aus. Damit knüpft die heimische Konjunktur zumindest ansatzweise an den fulminanten Jahresstart an. Zum Jahresende hin erwarten Ökonomen allerdings im Zusammenhang mit der Schuldenkrise im Euro-Raum jedoch einen deutlichen Dämpfer.

Im zweiten Quartal war das Wachstum fast zum Erliegen gekommen. Für ein Zwischenhoch spricht nach Einschätzung von Ökonomen nun neben recht guten Zahlen aus Groß- und Einzelhandel vor allem, dass die Industrieproduktion von Juli bis Ende September erneut zugelegt hat.

Anlass für allzu viel Optimismus bleibt mitten in der Schuldenkrise nach Einschätzung der Experten nicht: Die Aussichten für Deutschland und den Euro-Raum hätten sich zuletzt merklich verschlechtert. Spätestens 2012 wird mit einem herben Dämpfer für die Konjunktur gerechnet.

Die Deutschen "nicht unterschätzen"

"Das ist eine sehr erfreuliche Zahl", sagte Unicredit-Ökonom Andreas Rees in einer ersten Reaktion mit Blick auf die Wachstumsrate von 0,5 Prozent. Besonders zuversichtlich stimmte Rees, dass auch das zweite Quartal nach oben revidiert wurde. "Trotz allem Gegenwind in den letzten Monaten - globale Abkühlung, Schuldenkrise in Europa und Marktturbulenzen - gibt es weiter Lebenszeichen der deutschen Wirtschaft. Bei allen Anzeichen, dass sich die Konjunktur bald abkühlt, ist das Wachstum robust, denn es kam vor allem aus dem Inland."

Es sei klar, so Rees weiter, "dass sich der Schwung in den nächsten Monaten verlangsamt, aber man sollte die deutsche Wirtschaft nicht unterschätzen. Ich glaube unverändert, dass es keine Rezession gibt in Deutschland. Wir erwarten für 2011 ein Wachstum von 3,1 Prozent, das wäre mehr als zuletzt noch vorausgesagt."

"Die Inlandsnachfrage hat das Wachstum deutlich angeschoben, vor allem der private Konsum", kommentierte Citigroup-Ökonom Jürgen Michels die BIP-Daten. "Das vierte Quartal wird aber deutlich schlechter ausfallen. Wir rechnen mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Wie es danach weitergeht, hängt sehr stark von der Schuldenkrise ab. Wenn sie sich weiter ausweitet und die anderen Euro-Länder noch mehr sparen, bekommen wir das als stark exportabhängiges Land zu spüren", so Michels weiter.

"Milde Rezession" im Winter?

Etwas skeptischer äußerte sich Christian Schulz von der Berenberg Bank. "Das ist eine Erholung nach dem etwas schwächeren zweiten Quartal", stellte der Volkswirt nüchtern fest. "Die Industrie hat ihre Lieferketten nach dem Erdbeben im Japan wieder herstellen und Aufträge abarbeiten können. Stabile Ölpreise haben zudem den Konsum angeschoben, ebenso der gute Arbeitsmarkt." Im September habe es allerdings schon eine deutliche Abkühlung gegeben. "Das ist der Vorbote für das, was auf uns zukommt", warnte Schulz. "Der Vertrauensverlust der Unternehmen und Haushalte wird sich ab dem vierten Quartal niederschlagen. Wir rechnen mit einer milden Rezession im Winter. Wie lange sie dauert, hängt davon ab, wie schnell die Euro-Krise unter Kontrolle gebracht wird."

Im Nachbarland Frankreich - der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone und gleichzeitig einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands - hat sich das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal wie erwartet beschleunigt. Das französische BIP sei von Juli bis September um 0,4 Prozent zum Vorquartal gewachsen, teilte die französische Statistikbehörde Insee mit. Im Jahresvergleich wuchs die französische Wirtschaft im dritten Quartal wie im Vorquartal um 1,6 Prozent. Die Entwicklung im zweiten Quartal fiel indes noch etwas schlechter aus, als zuvor angegeben: Statt Stagnation gaben die Statistiker nun ein Minus von 0,1 Prozent zum Vorquartal an.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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