Wirtschaft

Radikaler Schnitt erwartet Die WestLB am Scheideweg

Wohin führt der Weg der WestLB? Ein Verkauf gestaltet sich derzeit noch schwierig.

Wohin führt der Weg der WestLB? Ein Verkauf gestaltet sich derzeit noch schwierig.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für die WestLB naht die Stunde der Entscheidung: Die Bieter legen ihre Karten auf den Tisch. Doch Pläne der Sparkassen könnten dafür sorgen, dass das Paket aufgeschnürt und die Bank in Teilen verkauft wird.

Für die zum Verkauf stehende WestLB werden in den kommenden zwei Wochen die Würfel fallen. Mit den Stichtagen für konkrete Kaufangebote und einen neuen Sanierungsplan steht bei der angeschlagenen Landesbank eine Richtungsentscheidung an. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt ein Eindampfen der WestLB auf ein Viertel ihrer bisherigen Aktivitäten.

Nach einem Notfallplan könnte die drittgrößte deutsche Landesbank zu einer reinen Sparkassen-Zentralbank für die gut 100 kommunalen Kreditinstitute in Nordrhein-Westfalen werden. Damit bliebe die Option für eine Fusion mit einer anderen Landesbank zu einem späteren Zeitpunkt bestehen.

Vier verbliebene Bieter

Der Notfallplan der rheinischen Sparkassen soll greifen, wenn weder ein Komplettverkauf der Bank noch eine Fusion mit anderen Landesbanken zustande kommt. Allerdings hat der Beauftragte der WestLB, Friedrich Merz, den Verkaufsprozess vorangetrieben.

Am Freitag sollen die verbliebenen vier Bieter konkretisierte Kaufofferten für die komplette Bank vorlegen. Die WestLB hatte vor zwei Wochen für diesen kleinen Kreis erstmals überhaupt ihre Bücher geöffnet. Die WestLB-Eigentümer - das Land NRW und die Sparkassen des Landes - bekommen damit einen Überblick, welcher Kaufpreis zu welchen Bedingungen zu erzielen ist.

Aushängeschilder zum Verkauf

Die Frage ist dann, ob sie einen solchen Kaufpreis akzeptieren würden und ob sie mit den Konzepten der Bieter einverstanden sind. Beim Verkauf der WestLB-Tochter Westimmo hatten die Bankeigentümer die Angebote als nicht vertretbar abgelehnt.

In den vergangenen Tagen waren die Pläne der Sparkassen zum Radikalumbau durchgesickert. Danach würden bei der WestLB nur noch die Funktion der Sparkassenzentralbank und das Firmenkundengeschäft erhalten bleiben. Das internationale Geschäft und die Projektfinanzierungen, die die WestLB selbst als Aushängeschilder anpreist, würden nach dem Szenario zum Verkauf gestellt. Für mögliche Reste der Bank käme die Abwicklungsanstalt, in die die WestLB bereits Schrottpapiere und anderen Ballast ausgelagert hatte, infrage.

Streit um finanzielle Lasten

Bei dem Szenario für eine Sparkassen-Zentralbank gibt es allerdings Knackpunkte: Die WestLB muss nach den EU-Auflagen mehrheitlich bis Ende des Jahres in neue Hände kommen. Die Sparkassen in NRW sind aber schon Mehrheitseigentümer der Bank. Lediglich das Land würde aussteigen. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia signalisiert einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge in dieser Frage Entgegenkommen. Außerdem wird um die finanziellen Lasten zwischen Bund, Land und NRW-Sparkassen gestritten.

Wenn WestLB-Chef Dietrich Voigtländer bis zum 15. Februar in Brüssel einen neuen Sanierungsplan vorlegt, dürften zusätzliche tiefe Einschnitte anstehen. Die WestLB muss mit einem weiteren Verkleinern der Bank einen Ausgleich für Beihilfen von 3,4 Milliarden Euro schaffen und ein funktionierendes Geschäftsmodell präsentieren. Dazu passt der Sparkassenplan.

Auffanggesellschaft geplant

Für die knapp 5000 Beschäftigten der WestLB geht das monatelange Bangen um ihre Arbeitsplätze unverändert weiter. Zwar kehren die Mitarbeiter der Bank nicht reihenweise den Rücken. Aber dass ausgerechnet Finanzvorstand Hans-Jürgen Niehaus in der derzeit prekären Lage demnächst seinen Schreibtisch räumen wird, dürfte die Mitarbeiter zusätzlich irritiert haben. Laut Medienberichten wird bereits an einer Auffanggesellschaft gearbeitet. Die Arbeitnehmervertreter streben einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung an, in dem betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden sollen.

Wie auch immer der Poker um die WestLB ausgeht, die Mitarbeiter werden am Ende die bitterste Pille bei der Neuordnung zu schlucken haben - auch wenn das Ausmaß des befürchteten Stellenabbaus noch ungewiss ist. Übernimmt ein privater Investor die Bank, sind ebenso drastische Einschnitte zu befürchten wie bei dem von den Sparkassen vorgelegten Zentralbankmodell. Auch auf die Steuerzahler könnten neue Belastungen zukommen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen