Anleger schwenken um Dividende schlägt Kursgewinn
09.05.2012, 15:06 Uhr
Der Anleger zerbricht sich ob der konjunkturellen Schwäche seinen Kopf - und greift dann eher beim Aktienkauf zu dividendenstarken Titeln.
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Umsatzwachstum für die kommenden Jahre und ein glaubwürdiges Management: Das sind wichtige Faktoren für Anleger und deren Anlageentscheidungen. Nur ein Kriterium wird einer Umfrage zufolge derzeit noch höher eingeschätzt, denn das schlägt sich in der Höhe der Dividendenrendite nieder.
Die flauen Konjunkturaussichten beeinflussen immer mehr das Kaufverhalten der deutschen Anleger. Sie schauen bei ihren Anlageentscheidungen immer mehr auf die Dividendenrenditen einer Aktie statt auf die mögliche Kursentwicklung. "Die Dividendenrendite gewinnt als Quelle von Shareholder-Value an Bedeutung", so das Ergebnis einer Umfrage unter 165 Portfoliomanagern und Analysten durch die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG). Jahrelang habe das Wachstum im Zentrum des Interesses von Anlegern gestanden. Aber "insbesondere in Zeiten, in denen Aktienkurssteigerungen moderat ausfallen, gewinnen Dividendenrenditen an Bedeutung, um adäquate Aktienrenditen zu erwirtschaften", erläuterte BCG-Partner und Mitautor der Studie Frank Plaschke.
Diese Schlüsse zieht BCG aus der Tatsache, dass die Befragten den verfügbaren Cashflow eines Unternehmens als wichtigstes Kriterium für Investitionsentscheidungen angaben - bei der Umfrage im vorigen Jahr hatte diese Kennzahl noch auf Platz fünf der Kriterien-Liste gestanden. Damals war die Glaubwürdigkeit des Managements das wichtigste Kriterium gewesen, gefolgt von den Umsatzaussichten der nächsten drei bis fünf Jahre. Diese Faktoren lagen nun auf Platz zwei und drei.
Ausschüttung vor Schuldentilgung
Dazu befürworten die Investoren stärker, dass freie Mittel als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Dieser Verwendungszweck kletterte in der Präferenzliste der Anleger auf Platz zwei, hinter Investitionen in organisches Wachstum, aber noch vor der Verwendung für Zukäufe, für die Schuldentilgung, für die Stärkung der Bilanz oder für Aktienrückkäufe. Im vergangenen Jahr hatten Investoren die Dividendenausschüttung noch als sechstbeste Verwendung des Cashflows bewertet.
Grund für die Verschiebung des Fokuses auf Dividenden seien die pessimistischeren Ansichten zum Wirtschaftswachstum, hieß es in der Studie. 57 Prozent der Befragten, die auf nicht-amerikanische Aktienwerte spezialisiert sind, hielten eine weitere Rezession im laufenden Jahr für sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich. Dementsprechend hielten nur noch 15 Prozent der Befragten durchschnittliche Aktienrenditen von acht bis zehn Prozent für möglich, im vergangenen Jahr waren es noch 31 Prozent gewesen. Mit 40 Prozent geht der Großteil der Anleger von einer durchschnittlichen Rendite in diesem Jahr von sechs bis acht Prozent aus.
Quelle: ntv.de, rts