Trotz Forderungen nach Anhebung Draghi hält am Nullzins-Kurs fest
20.07.2017, 13:47 Uhr
EZB-Chef Mario Draghi belässt es bei den niedrigen Zinsen.
(Foto: REUTERS)
Stur verweigern die europäischen Währungshüter weiterhin eine Zinsanhebung. Nicht mal einen Hinweis gibt es von der EZB, wann es soweit sein könnte. Sparer gehen daher weiter leer aus. Und das wohl noch für eine ganze Weile.
Europas Währungshüter halten zunächst unverändert Kurs - ungeachtet drängender Forderungen nach einem Ende der Geldflut. Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euroraum weiterhin auf dem Rekordtief von null Prozent und knöpft Geschäftsbanken für das Geldparken nach wie vor 0,4 Prozent Strafzinsen ab. Zudem steckt die Notenbank noch bis mindestens Ende Dezember 2017 Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Diesen Kurs bekräftigte der EZB-Rat bei seiner jüngsten Sitzung.
Die Hoffnung war groß, dass Notenbank-Präsident Mario Draghi zumindest Andeutungen zu einem Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik machen würde. Anfang Juni hatte die EZB erste vorsichtige Hinweise gegeben: Die Wachstumsrisiken für den Euroraum seien "weitgehend ausgeglichen" statt "abwärtsgerichtet", erklärte Draghi vor sechs Wochen. Zudem strich die EZB die Passage zu möglichen weiteren Zinssenkungen.
Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird Preisstabilität bei einer Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent - weit genug entfernt von der Nullmarke. Weil die Zeiten einer Inflationsrate nahe null vorerst vorbei sind und die Konjunktur im Euroraum wieder besser läuft, wächst der Druck auf die Währungshüter, ihren Anti-Krisen-Kurs zu beenden.
Zinsanhebung erst 2019?
Konkrete Schritte erwarten Ökonomen frühestens in der Sitzung des EZB-Rates Anfang September. Dann liegen den Währungshütern die neuesten Prognosen der Notenbank zur Entwicklung der Konjunktur und der Teuerungsrate im Euroraum vor. Für das laufende Jahr rechnet die EZB im gemeinsamen Währungsraum bisher mit 1,5 Prozent Teuerung. Volkswirte erwarten, dass die EZB schrittweise erst das Anleihenkaufprogramm ("Quantitative Easing") zurückfahren und dann - womöglich erst 2019 - die Zinsen allmählich anheben wird.
Vor allem aus wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland wurde die Kritik am EZB-Kurs zuletzt wieder lauter. Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer. Allerdings profitieren auf der anderen Seite Kreditnehmer von günstigen Konditionen - zum Beispiel beim Kauf von Häusern und Wohnungen.
Quelle: ntv.de, kst/chr/dpa