Tarifeinigung im Einzelhandel in Baden-Württemberg Beschäftigte bekommen 5,1 Prozent mehr
05.12.2013, 08:57 Uhr
Die Tarifverträge für den Einzelhandel werden regional verhandelt. Doch der Südwesten hatte zuletzt Vorbildcharakter.
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Unmittelbar zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts gelingt der Durchbruch in den festgefahrenen Tarifverhandlungen im Südwesten. Der Mantelvertrag bleibt erhalten. Der Abschluss für die 220.000 Beschäftigten hatte in der Vergangenheit Pilotcharakter.
Die rund 220.000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel bekommen mehr Geld. Nach monatelangen Verhandlungen gelang Gewerkschaft und Arbeitgeber der bundesweit erste Durchbruch. Das teilten die Gewerkschaft Verdi und der Handelsverband mit. Die Einigung könnte bundesweiten Signalcharakter für die Branche haben.
Der umkämpfte Manteltarifvertrag sei wieder eingesetzt worden, hieß es. Arbeitnehmer und Arbeitgeber hätten sich zudem auf eine Lohnsteigerung von drei Prozent rückwirkend zum 1. Juli 2013 geeinigt. Zum 1. April 2014 werden die Tariflöhne um weitere 2,1 Prozent erhöht. Die Ausbildungsvergütungen würden "überproportional angehoben".
Streitpunkt Manteltarifvertrag
Zwar gibt es keinen bundesweiten Tarifvertrag. Doch die Ergebnisse in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen galten zuletzt häufig als Vorlage. In ganz Deutschland hatte Verdi die Beschäftigten seit Monaten zu Warnstreiks mobilisiert. In Berlin und Brandenburg waren für Donnerstag neue Aktionen angesetzt.
Verdi hatte im Südwesten Änderungen am Manteltarifvertrag komplett abgelehnt. Die Arbeitgeber wollten das Regelwerk hingegen anpassen, da sie es für veraltet halten. Die Reform der Tarifverträge soll nun im kommenden Jahr weitergeführt werden.
Einer der strittigsten Punkte sei bis zuletzt die Frage gewesen, wie Regalauffüller, die oft über Werkverträge ausgegliedert würden, wieder in den Tarifvertrag geholt werden könnten, hieß es bei Verdi. Der Kompromiss sehe nun vor, dass eine neue Lohngruppe mit einem Stundenlohn von knapp unter zehn Euro geschaffen wird. Damit habe man einen "tarifpolitischen Meilenstein" erreicht, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Daneben ist nach Angaben des Handelsverbands eine "Anwendungs- und Interpretationshilfe" für flexiblere Arbeitszeiten formuliert worden.
Wichtigstes Bollwerk gegen prekäre Beschäftigung
Die Einigung in Baden-Württemberg sei "der Durchbruch", sagte Franke. "In der Kernarbeitsbranche des privaten Dienstleistungsbereichs konnten wir heute den Flächentarifvertrag erhalten - das wichtigste Bollwerk gegen zunehmende prekäre Beschäftigung im Handel."
Der Entgelttarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und kann erstmals zum 31. März 2015 gekündigt werden. Der Manteltarifvertrag wird rückwirkend zum 1. Mai 2013 wieder in Kraft gesetzt und hat ebenfalls eine Laufzeit von 24 Monaten.
Verdi forderte die Allgemeinverbindlichkeitserklärung der Tarifverträge, um die mehr als 220.000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel "vor der ständigen Lohndumping-Spirale nach unten zu schützen".
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP