Wirtschaft

Staatsanleihen fast Ramsch EU-Hilfe für Athen steht

Das unter Rekordschulden leidende Griechenland gerät zunehmend in die Klemme. Die Ratingagentur Fitch stuft die Kreditwürdigkeit auf die letzte Stufe vor der Ramschanleihe herab. Die EU bereitet sich unterdessen darauf vor, ihren Notfallplan für das Land zu aktivieren.

Nicht nur der Euro, auch die Athener Börse bleibt unter Druck.

Nicht nur der Euro, auch die Athener Börse bleibt unter Druck.

(Foto: REUTERS)

Die Europäische Union hat sich offenbar auf Konditionen für Griechenland-Hilfen geeinigt. Verschiedenen Medienberichten zufolge stehen die Eckpunkte weitgehend fest. Die Europäer wollen in der Lage sein, ihre Maßnahmen für Griechenland innerhalb von 48 Stunden in Gang zu setzen, falls das Mittelmeerland um Unterstützung bittet. Übereinkunft bestehe vor allem über die Zinshöhe für Kredite an den hochverschuldeten Staat, hieß es. Zuvor hatten die großen Euro-Länder Griechenland erneut demonstrativ den Rücken gestärkt, indem sie ihre Solidarität bekräftigten.

Der EU-Gipfel Ende März hatte ein Hilfspaket beschlossen, das im Notfall eine Mischung aus bilateralen Hilfen der Euro-Länder und einem Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) vorsieht. Diese Hilfszusicherung sollte Druck der internationalen Finanzmärkte von Griechenland nehmen. In dieser Woche waren die Kosten für Schulden des griechischen Staates allerdings auf ein Rekordniveau gestiegen, der Aktienmarkt in Athen stürzte ab. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy räumte ein, dies liege auch daran, dass Europa die Vereinbarung noch nicht im Detail ausgearbeitet habe.

Athen muss hohe Zinsen zahlen

Der Zins sei in etwa so hoch wie bei Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF), hieß es weiter. Das wären derzeit rund fünf Prozent, was zumindest gegenüber dem aktuellen Marktzins von über sieben Prozent eine Erleichterung wäre. Trotz aller politischen Vertrauensbekundungen waren die Risikoaufschläge auf griechische Staatsanleihen diese Woche mehrmals auf ein neues Rekordhoch geklettert: Mit 7,1 Prozent liegt er fast vier Prozentpunkte über dem der deutschen Staatspapiere.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sagte, die derzeit hohen Zinsen seien für Griechenland auf Dauer nicht zu bewältigen. Die griechische Schuldenagentur kündigte an, am Dienstag eine Auktion für Staatspapiere mit sechs und zwölf Monaten Laufzeit über insgesamt 1,2 Mrd. Euro auszuschreiben. Die Zuteilung wäre am Freitag, wenn die Gruppe der Euro-Finanzminister in Madrid zu ihrem informellen Treffen zusammenkommt. Bis Ende Mai benötigt die Regierung in Athen rund zehn Milliarden Euro, um die Rekordschulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Euro zu begleichen.

Bonität gesenkt

Unterdessen bleibt Athen an den Finanzmärkten unter Druck. Die Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Landes um zwei Stufen. Fitch bewertet die langfristige Bonität nur noch mit der Note BBB- statt zuvor BBB+. Damit können griechische Staatsanleihen für risikofreudige Anleger zwar immer noch als investmentwürdig gelten, allerdings ist die letzte Stufe vor der Herabstufung zum "Junkbond" (Ramschanleihe) erreicht. Fitch begründete den Schritt mit den deutlich gestiegenen Risikoaufschlägen für griechische Staatsanleihen. Die Risikoprämie war am Donnerstag mit rund 7,5 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen.

Der Euro geriet nach der Absenkung der Bonitätsnote für Griechenland durch Fitch nur kurz unter Druck, die Währung bleibt aber angeschlagen. "Die Runterstufung war eigentlich zu erwarten gewesen", meinte ein Marktteilnehmer. Angesichts der Dringlichkeit der Lage könnten hierdurch Maßnahmen zur Lösung der Griechenlandkrise beschleunigt werden. Daher sei die Nachricht am Markt gelassen aufgenommen worden.

Athen hat nicht um konkrete Finanzhilfen der EU gebeten. Die Regierung will trotz der stark gestiegenen Marktzinsen auf ihre Staatsanleihen die Hilfskredite bisher nicht in Anspruch nehmen. "Wir haben gesagt, dass Griechenland keine Absicht hat, diesen Mechanismus zu nutzen", erklärte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte, es gebe keinen Handlungsbedarf. "Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass Griechenland die Refinanzierung seiner Schulden gelingen wird", sagte er.

Quelle: ntv.de, AFP/DJ/rtsdpa

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