Lage "kritisch", aber beherrschbar EZB-Ökonom fordert Härte
13.05.2011, 21:32 Uhr
Dunkle Wolken über der Akropolis: Griechenland kann es schaffen.
(Foto: REUTERS)
Europa kann die Krise in Griechenland, Portugal und Irland nach Ansicht von Jürgen Stark, Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, in den Griff bekommen. Gefahr für die Gemeinschaftswährung sähe Stark allerdings im Fall einer Umschuldung heraufziehen.

"Entschlossen und kompromisslos": Jürgen Stark pocht auf die strikte Einhaltung der Sparauflagen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Lage in den stark verschuldeten Euro-Ländern Griechenland, Irland und Portugal ist nach Ansicht von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark ernst, aber nicht hoffnungslos. Zwar sei die Situation "kritisch" und derzeit nur dank der Hilfsprogramme von EU und IWF beherrschbar, sagte Stark. "Bei vollständiger Umsetzungen wird das Programm diesen Ländern (aber) erlauben, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche weitere Teilnahme an der Währungsunion zu schaffen."
Die Auflagen und Reformschritte, die mit den Programmen verknüpft seien, müssten deshalb "entschlossen und kompromisslos" durchgeboxt werden. Zugleich betonte Stark, dass die EZB ein Signal zur schrittweisen Zinserhöhung an die Märkte gesandt habe.
Das deutsche Mitglied des EZB-Direktoriums sprach sich erneut gegen eine Umschuldung des besonders hart gebeutelten Griechenland aus: "Diese Diskussion beruht auf der Annahme der Insolvenz des betroffenen Landes. Diese Annahme ist falsch." Eine Umschuldung eines Euro-Landes berge aber auch Gefahren für die Währungsunion als Ganzes, warnte Stark.
Es sei denkbar, dass die Märkte dann auch anderen Euro-Ländern das Vertrauen entziehen würden. Zudem bekäme das Land, das den Schuldehnschnitt durchführt, selbst massive Refinanzierungsprobleme, weil es von den Finanzmärkten abgeschnitten wäre. "Die Vorstellung, man könnte eine Haushaltskrise durch eine einfache Schuldenreduzierung lösen, ist eine Illusion."
Stark forderte abermals, dass alle Länder der Euro-Zone aus der Schuldenkrise Lehren ziehen und ihre Finanzpolitik anpassen müssen. Die Krise in den Schuldenstaaten sei weitgehend hausgemacht und zudem durch die Aufweichung der Stabilitätsregeln begünstigt worden.
Nun sei es umso wichtiger, dass an den Märkten wieder Vertrauen in Europa und seine Staaten entstünde: "Es muss das besondere Merkmal Europas sein, dass jeder Mitgliedsstaat seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommt und Verträge eingehalten werden."
Quelle: ntv.de, rts