Wirtschaft

Langsames Ende der Krisenpolitik EZB deutet Zeitenwende an

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Europäische Zentralbank sieht vorerst keinen Grund von ihrer Geldpolitik der ruhigen Hand abzurücken. Ihre massiven Liquiditätsspritzen gegen die schwerste Rezession seit Jahrzehnten will sie aber vermutlich in den kommenden Monaten Schritt für Schritt zurücknehmen. Wann und wie dies geschehen soll, ließen die Währungshüter offen.

"Die Zinsen bleiben angemessen", bekräftigte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. Zuvor hatte die Notenbank ihren Leitzins bei einem Prozent belassen. Er liegt seit Mai auf diesem rekordniedrigen Niveau. Allerdings habe die EZB einige Verbesserungen der wirtschaftlichen Lage wahrgenommen und sei "zufrieden" damit, wie die Märkte gut ein Jahr nach dem Schock der Pleite von Lehman Brothers wieder funktionierten. Der Weg zurück zur Normalität bleibe "holprig".

Unterstützung "nicht für die Ewigkeit"

Trichet deutete an, dass einige der Nothilfen, die die EZB auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise ergriffen hatte, in der Zukunft unter bestimmten Umständen nicht mehr gebraucht würden. Diese Maßnahmen würden zum geeigneten Zeitpunkt zurückgenommen. "Unsere erweiterte Kreditunterstützung ist nicht für die Ewigkeit", sagte der Notenbankchef.

Ob die EZB, wie vergangene Woche von Bundesbank-Präsident Axel Weber angedeutet, als ersten Schritt des Ausstiegs aus der Krisenpolitik des billigen Geldes ihre auf ein Jahr laufenden Refinanzierungsgeschäfte einstellen könnte, wollte Trichet nicht sagen. Er werde sich dazu aber nach der Ratssitzung Anfang Dezember äußern, vertröstete er Finanzmärkte und Analysten. Fest stehe, dass "nicht alle unsere Liquiditätsmaßnahmen zu jeder Zeit gebraucht werden". Ob die EZB auf den Mitte Dezember anstehenden letzten Jahrestender einen Aufschlag auf den Leitzins erheben will, ließ Trichet offen.

Die EZB hat wegen der Krise die Geldschleusen immer weiter geöffnet. Mittlerweile stellt sie dem Finanzsystem Liquidität bis zu einem ganzen Jahr zum Leitzins zur Verfügung. In normalen Zeiten führt eine Notenbank die Kreditinstitute an einer viel kürzeren Leine. Im Falle der EZB konnten sich die Banken in der Euro-Zone vor der Krise für maximal drei Monate Geld bei der Zentralbank leihen. Beim ersten Jahrestender im Juni hatten sich die Geldhäuser wegen der damals noch massiven Verunsicherung mit fast einer halben Billion Euro eingedeckt. Bereits im September bei der zweiten derartigen Operation war die Nachfrage nach dem EZB-Geld deutlich niedriger.

Quelle: ntv.de, rts

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