Klare Entscheidung in Frankfurt EZB hält den Leitzins niedrig
03.03.2011, 14:00 UhrDer Leitzins im Euroraum bleibt - nicht anders als an den Märkten erwartet - bis auf weiteres unverändert bei 1,0 Prozent. Spannender wird es für Analysten und Anleger am frühen Nachmittag: Dann tritt EZB-Chef Trichet vor die Presse, um die Entscheidung der Währungshüter zu erläutern - und um diskrete Hinweise zum Zeitplan zu geben.

Frankfurt im Winter 2010/11: Gegen Ende der kalten Jahreszeit steigt die Inflation auf das Jahr hochgerechnet auf 2,4 Prozent.
(Foto: REUTERS)
Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im Rahmen seiner ersten regulären Sitzung im März. Mit diesem Beschluss machten die Währungshüter deutlich, dass sie trotz anziehender Öl- und Nahrungsmittelpreise noch keine ernsthaften Inflationsgefahren sehen. Führende Währungshüter hatten zuletzt mehrfach betont, dass sie zwar vorrübergehend mit einer Teuerung über der wichtigen Marke von 2,0 Prozent rechnen, sie aber schon für das Jahresende wieder Preisstabilität erwarten.
Der wichtigste Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld verharrt bereits seit Mai 2009 auf dem historisch niedrigen Niveau. Da die Inflation zuletzt anzog, rechnen einige Volkswirte inzwischen schon für dieses Jahr mit einer Zinserhöhung. Im Februar betrug die jährliche Teuerungsrate im Euroraum 2,4 Prozent - und lag damit so hoch wie seit Oktober 2008 nicht mehr.
Der Preisauftrieb beschleunigt sich seit Monaten. Grund sind vor allem steigende Öl- und Benzinpreise sowie teurere Lebensmittel. Die EZB sieht mittelfristig stabile Preise bei Werten von knapp unter 2,0 Prozent.
Wie lange hält der Inflationsdruck an?
Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) sind die Preise für Nahrungsmittel im Februar weltweit auf neue Rekordhöhen gestiegen. Demnach kletterten die Preise für Lebensmittel (außer für Zucker) im achten Monat hintereinander. Bereits zuvor hatten sie auf dem höchsten Stand seit Einführung des Preisvergleichs 1990 gelegen. Die FAO geht davon aus, dass dieser Trend bei den Lebensmittelpreisen nicht nachlässt.
Auch die Ölpreise haben seit Jahresbeginn um etwa 20 Prozent angezogen - nicht zuletzt wegen der politischen Unruhen im Nahen und Mittleren Osten, insbesondere in Libyen. Befürchtet wird, dass das Chaos auf andere Öl produzierende Länder der Region überschwappen und könnten. Damit würde die Versorgung weiter erschwert.
Höhere Zinsen können den Preisauftrieb bremsen, sie verteuern aber auch Kredite. Daher könnten sie Gift für die Erholung der Konjunktur sein. Dreht die EZB an der Zinsschraube, wird ein Aufschwung insbesondere in hoch verschuldeten Staaten wie Irland, Griechenland oder Portugal noch unwahrscheinlicher: Deren Wirtschaftsentwicklung wird bereits durch die öffentlichen Einsparungen schwer belastet.
Quelle: ntv.de, dpa/rts