Probleme in Deutschland und Eurozone Einkaufsmanager schlagen Alarm
22.09.2011, 10:42 Uhr
Wolken und bald auch Fahnen auf Halbmast? Die deutsche und die Eurozonen-Wirtschaft gerät merklich ins Stocken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Erholung der deutschen Wirtschaft steht auf der Kippe, die der Eurozone ist bereits beendet. Das ist das Fazit einer Umfrage unter Hunderten Unternehmen. Danach muss allein die deutsche Industrie die stärksten Einbußen bei den Exportaufträgen seit fast zweieinhalb Jahren hinnehmen. Und auch der HDE ist skeptisch.
Die Konjunkturprobleme werden greifbarer - in deutschland und der Eurozone: Die Geschäfte der deutschen Wirtschaft wuchsen im September so langsam wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft sank auf 50,8 Punkte von 51,3 im August, teilte das Markit-Institut zur Umfrage unter Hunderten Unternehmen mit. Das Barometer fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009 und hielt sich nur knapp über der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird.
"Die Erholung der deutschen Wirtschaft steht auf der Kippe", sagte Markit-Experte Tim Moore. "Sowohl die Industrie als auch die Dienstleister stagnieren nahezu." In beiden Sektoren gingen die Neuaufträge zurück. Die Industrie musste die stärksten Einbußen bei den Exportaufträgen seit fast zweieinhalb Jahren hinnehmen.
Keine rasche Besserung in Sicht
Für die zweite Jahreshälfte erwarten die Markit-Experten kaum noch ein Wirtschaftswachstum. "Im dritten Quartal dürfte es nur zu einem sehr leichten Wachstum reichen", sagte Chefvolkswirt Chris Williamson. "Im vierten Quartal kann es sogar zu einem Schrumpfen kommen." Die Bundesbank erwartet dagegen für Juli bis September eine kräftige Erholung und sieht keine Rezessionsgefahren.
Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel auf 50,0 von 50,9 Punkten, der für die Dienstleister auf 50,3 von 51,1 Zählern. Die Service-Branche rechnet nicht mit einer raschen Besserung: Das Barometer für die Geschäftserwartungen fiel auf 48 Zähler und damit erstmals seit April 2009 unter die wichtige 50-Punkte-Marke.
HDE bleibt zurückhaltend
Wegen der unsicheren Aussichten für das zweite Halbjahr 2011 erhöhte der Handelsverband HDE zudem - trotz florierender Geschäfte des deutschen Einzelhandels in den ersten sechs Monaten - seine Jahresprognose nicht. Der HDE gehe weiter von einem nominalen Umsatzwachstum von 1,5 Prozent aus, teilte der Verband mit. Von Januar bis Juni hatten die Einzelhändler ein Plus von 2,4 Prozent verzeichnet. "Das Wachstum könnte sich im zweiten Halbjahr etwas abschwächen", beklagte der Verband.
Eurozonen-Wirtschaft schrumpft
Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist sogar erstmals seit mehr als zwei Jahren geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft fiel im September auf 49,2 Punkte von 50,7 im August, teilte das Markit-Institut mit. Damit fiel das Barometer zum ersten Mal seit Juli 2009 unter die Marke von 50 Punkten. "Die Erholung ist vorbei", sagte Williamson. "Die nach vorn blickenden Indikatoren deuten darauf hin, dass es in den kommenden Monaten noch weiter bergab gehen wird."
Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel auf 49,1 Punkte von 51,5 im August. Das Barometer für die Industrie ging auf 48,4 Zähler zurück von 49,0.
Quelle: ntv.de, bad/rts