So stark wie in den Neunzigern Englands Wirtschaft springt an
07.10.2010, 12:59 UhrIn Großbritannien kommt Hoffnung auf: Die Industrie steigert ihre Produktion so stark wie lange nicht mehr. Doch Experten warnen: Auch die britische Wirtschaft hängt am Export. Und dort sieht es für die Briten in den kommenden Monaten nicht mehr ganz so gut aus.

London, Mächtiges Wirtschaftszentrum der Insel: In London verfolgt man die Hauspreise mit Sorge.
(Foto: Reuters)
Die britische Industrie hat ihre Produktion im August so stark gesteigert wie seit fast 16 Jahren nicht mehr. Die Unternehmen stellten 6,0 Prozent mehr her als im Vorjahresmonat, teilte das Londoner Statistikamt mit. Einen stärkeren Anstieg hatten die Statistiker zuletzt im Dezember 1994 gesehen.
Im Vergleich zum Vormonat zog die Produktion um 0,3 Prozent und damit den sechsten Monat in Folge an. Vor allem die Hersteller von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren kurbelten ihre Erzeugung an. Kenner der britischen Verhältnisse rechnen allerdings nicht mit einem anhaltenden Boom. Sie wiesen darauf hin, dass die Industrie sich auf schlechtere Geschäfte einstellen müsse, weil die Nachfrage in wichtigen Exportmärkten nachlassen werde.
Preisverfall am Immobilienmarkt
Abgesen von den Industriedaten gab es für Londoner Ökonmen weitere markante Daten zu besprechen. Die britischen Hauspreise sind im September im Vergleich zum Vormonat so stark gesunken wie noch nie seit Beginn der Datenreihe 1983. Der parallel zur Industriestatistik veröffentlichte Halifax-Hauspreisindex lag um 3,6 Prozent unter dem Niveau des Vormonats. Am Markt war im Mittel ein Rückgang um lediglich 0,3 Prozent prognostiziert worden.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Hauspreise nach Angaben des Hypothekeninstituts Halifax um 2,6 Prozent. Hier hatten Ökonomen ein Plus von 3,9 Prozent erwartet. Im August waren die Halifax-Hauspreise auf Monatssicht um revidiert 0,4 Prozent (vorläufig: plus 0,2 Prozent) gestiegen und hatten um 4,6 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen.
Erneute Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Lage am britischen Arbeitsmarkt dämpfe das Verbrauchervertrauen und veranlasse potenzielle Käufer zur Zurückhaltung, sagte Halifax-Ökonom Martin Ellis. Zudem würden wieder mehr Immobilien zum Verkauf angeboten als im Vorjahr.
Quelle: ntv.de, rts