Wirtschaft

Gewinneinbruch Eon beziffert Streichpläne

Eon-Chef Johannes Teyssen macht Ernst.

Eon-Chef Johannes Teyssen macht Ernst.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eon-Chef Teyssen stimmt die Belegschaft nach der Wende in der Atompolitik auf einen drastischen Arbeitsplatzabbau ein. Deutschlands größter Energiekonzern prüft danach den Abbau von weltweit bis zu 11.000 Arbeitsplätzen. Das Atom-Aus und die Brennelementesteuer haben den Gewinn im ersten Halbjahr deutlich geschmälert. Der Betriebsrat kritisiert die Pläne scharf.

Drastischer Stellenabbau beim Energiekonzern Eon: Nach der Atomwende der Bundesregierung legt das Management um Konzernchef Johannes Teyssen die Axt an - 11.000 der 79.000 Arbeitsplätze stehen zur Disposition. Dem Vorstand zufolge sollen davon 50 bis 60 Prozent in Deutschland abgebaut werden. Die Stilllegung von Kernkraftwerken und die Brennelementesteuer habe den Gewinn im ersten Halbjahr kräftig schrumpfen lassen, teilte der Konzern mit. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich erstmals ein Verlust.

Teyssen schwenkt nun auf einen harten Sparkurs ein. Die Kosten sollen spätestens 2015 jährlich um 1,5 Mrd. Euro niedriger liegen. Den Konzern drücken Schulden von 33,6 Mrd. Euro. Die notwendigen Einsparungen ließen sich durch die Verringerung der Sachkosten allein nicht erreichen, erklärte der größte deutsche Versorger. Betroffen seien vor allem Arbeitsplätze in der Verwaltung. Entscheidungen sollen im Herbst fallen.

Im ersten Halbjahr brach der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 45 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro ein. Der bereinigte Überschuss rauschte um 71 Prozent auf 900 Mio. Euro nach unten. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem bereinigten Ebitda von 4,692 Mrd. Euro gerechnet und den bereinigten Überschuss auf 1,155 Mrd. Euro taxiert. Die vorzeitige Stilllegung von Atomkraftwerken und die Brennelementesteuer hätten zu Belastungen von 1,9 Mrd. Euro geführt. Auch das Gasgeschäft verhagelte dem Unternehmen die Bilanz. Das bereinigte Ebitda fiel in diesem Bereich um 900 Mio. auf 578 Mio. Euro.

Erstmals rote Zahlen

"Im Zeitraum April bis Juni mussten wir mit einem bereinigtem Konzernüberschuss von minus 382 Mio. Euro erstmals in der Unternehmensgeschichte von Eon einen Quartalsverlust ausweisen", erläuterte Konzernchef Johannes Teyssen im Halbjahresbericht. Er sprach von einem "dramatisch verschlechterten Ergebnis". Künftiges Wachstum verspricht sich der Manager in Märkten außerhalb Europas. Als neue Zielregionen nannte er Brasilien, Indien und die Türkei.

Eon senkte seine Prognosen für 2011. Der Konzern erwarte nun ein bereinigtes Ebitda zwischen 9,1 und 9,8 Mrd. Euro und einen bereinigten Überschuss von 2,1 bis 2,6 Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern ein bereinigtes Ebitda von 10,7 bis 11,4 Mrd. Euro prophezeit und einen bereinigten Überschuss von 3,0 bis 3,7 Mrd. Euro.

Für 2011 will das Unternehmen nun eine Dividende von einen Euro je Aktie zahlen, für 2012 und 2013 1,10 Euro. Bislang hatte Eon den Aktionären für 2011 und 2012 eine Mindestdividende von 1,30 Euro in Aussicht gestellt.

Eon und der Konkurrent RWE mussten nach der beschleunigten Atomwende je zwei ihrer Meiler für immer stilllegen. Damit gehen ihnen bisherige Gewinnbringer verloren. RWE hatte am Dienstag Zahlen vorgelegt. Bei einem konstanten Umsatz brach das nachhaltige Nettoergebnis im ersten Halbjahr um knapp 40 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro ein. Einen Stellenabbau plant RWE-Chef Jürgen Großmann nicht.

"Eon-Vorstand fällt nichts ein"

Der Konzernbetriebsrat von Eon kritisierte die Pläne des Vorstands für den Abbau Tausender Stellen scharf. "Scheinbar fällt dem Vorstand außer Personalanpassungen und Sparmaßnahmen nichts ein", sagte Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer. Sparmaßnahmen seien zwar notwendig. "Was wir jedoch vermissen, sind klare Wachstumsperspektiven mit Arbeitplätzen auch in Deutschland." Der Konzernbetriebsrat werde die Halbjahreszahlen prüfen und dann in Ruhe mit den Gewerkschaften über weitere Maßnahmen beraten.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, dass der Vorstand ausdrücklich betriebsbedingte Kündigungen nach der noch bis Ende 2012 geltenden Vereinbarung nicht ausgeschlossen habe. "Wir verurteilen, dass der Konzern die anstehenden Veränderungen der Rahmenbedingungen, die durch Ertragseinbußen notwendig geworden sind, überproportional auf dem Rücken der Beschäftigten austragen will", kritisierte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott, der auch im Aufsichtsrat von Eon sitzt. Die Gewerkschaft fordere einen verbindlichen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über 2012 hinaus und die Sicherung der Arbeitsplätze an den zur Disposition gestellten Standorten.

Weltweit beschäftigt Eon 79.000 Mitarbeiter, in Deutschland sind es rund 35.000. Am Freitag kommt der Konzernbetriebsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Daran wolle auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel teilnehmen, der sich einen Überblick verschaffen wolle, so Konzernbetriebsratschef Prüfer.

Quelle: ntv.de, rts

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