Kurskorrektur eines Energieriesen Eon gibt Milliarden auf
13.12.2011, 08:09 Uhr
Arbeiten an der Überlandleitung: Eon hat sich den Atomausstieg und seine Folgen nicht ausgesucht.
(Foto: REUTERS)
Die "Neubewertung der Risiken" nach Fukushima stellt Eon vor immense Probleme: Der größte deutsche Energiekonzern versucht, sich so schnell wie möglich an die neue Lage anzupassen. Weil sich gleichzeitig auch die Perspektiven in einigen Eurostaaten verdüstern, nimmt Eon-Chef Teyssen umfangreiche Korrekturen vor. Ein Trostpflaster für Aktionäre: Die Dividende bleibt unangetastet.
Der Energiekonzern Eon kämpft mit Milliardenabschreibungen. Nach der Kehrtwende in der deutschen Energiepolitik muss Eon zudem bereits bei den Jahreszielen für 2011 noch einmal deutlich zurückstecken.
Der Versorger schraubte die Bandbreite seiner Prognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf eine Spanne von 9,1 bis 9,3 Mrd. Euro zurück. Die Nachricht erreichte Anleger am Montagabend nach Börsenschluss. Mit Reaktionen am Markt ist daher zum Auftakt am Dienstag zu rechnen. Zuvor hatte das Unternehmen ein Vorsteuerergebnis von bis zu 9,8 Mrd. Euro angepeilt.
Mit der neuen Zielmarke korrigierte das Unternehmen zugleich seine Positionen in einzelnen Euro-Ländern. In Italien und Spanien seien Abschreibungen von 2,1 Mrd. Euro fällig, hieß es. In weiteren Ländern fielen Abschreibungen in Höhe von knapp 1 Mrd. Euro an. Vorstandschef Johannes Teyssen nutzte die Wertberichtigung für ein politisches Signal: Er kündigte an, den Konzern in eine europäische Aktiengesellschaft umwandeln zu wollen. Die bisherige Eon AG soll damit künftig als Eon SE firmieren.
Eon steht wegen des Atomausstiegsbeschlusses der Bundesregierung und dem schwächelnden Gasgeschäft erheblich unter Druck. Bereits im August hatte Teyssen den Ausblick gesenkt und die Aktionäre auf schwere Zeiten eingestellt. Die Abschreibungen in Italien und Spanien seien unter anderem wegen einer pessimistischeren Einschätzung der langfristigen Strompreisentwicklung notwendig.
Weniger Wirtschaft, weniger Strombedarf
In Ungarn und der Slowakei lägen die Margen der Kraftwerke unter den Erwartungen, weitere Wertberichtigungen seien in den Benelux-Staaten fällig. Teyssen kündigte an, in den nächsten drei Jahren Kraftwerke mit einer Erzeugungsleistung von rund 6 Gigawatt stillzulegen. Eon hatte bereits in der Vergangenheit mit hohen Abschreibungen unter anderem auf Zukäufe in Südeuropa zu kämpfen.
Durch die Abschreibungen werde das Konzernergebnis belastet, erläuterte Eon. Auf den für die Dividende entscheidenden bereinigten Konzernüberschuss hätten die Wertberichtigungen keine Auswirkungen. Daher bleibe es bei der Aussage, wonach der Konzern für 2011 einen Gewinn von einem (Vorjahr: 1,50) Euro je Aktie ausschütten wolle. Der bereinigte Konzernüberschuss solle bei 2,3 bis 2,5 Mrd. Euro liegen, nachdem der Konzern zuletzt 2,1 bis 2,6 Mrd. Euro anvisiert hatte.
Sanierung durch Abbau und Verkauf
Den mittelfristigen Ausblick behielt Eon nach eigenen Angaben bei. Während der Konzern für 2012 erst im kommenden Jahr einen Ausblick geben wolle, peile das Unternehmen für 2013 weiterhin unter anderem einen bereinigten Konzernüberschuss von 3,2 bis 3,7 Mrd. Euro an und eine Dividende von 1,10 Euro je Anteilsschein. Teyssen will die Kosten deutlich senken und den Konzern unter anderem mit Beteiligungsverkäufen von bis zu 15 Mrd. Euro sanieren. Seit Monaten sorgen zudem seine für Unruhe im Konzern.
Eine straffere Führung verspricht sich der Manager offenbar von der Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft. Der Aufsichtsrat soll dabei von 20 auf 12 Mitglieder verkleinert werden, die paritätisch besetzt werden. Die Umwandlung könne im Fall einer Zustimmung durch die Hauptversammlung zum Jahreswechsel 2012/13 umgesetzt werden. Hauptsitz von Eon solle Düsseldorf bleiben. In eine europäische Aktiengesellschaft haben sich bereits Konzerne wie die Allianz, Fresenius oder MAN umgewandelt.
Spekulationen um das Gasnetz
Einem Zeitungsbericht zufolge will Eon sein Gasnetz verkaufen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, will der Münchner Versicherungskonzern Allianz über seine Beteiligungstochter Allianz Capital Partners (ACP) das 12.000 Kilometer lange Gasnetz der Firmentochter Eon Ruhrgas übernehmen. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Eon-Kreise. Eon plane die Zerschlagung der Firmentochter.
Das Ruhrgas-Netz ist das größte deutsche Gasnetz. Durch das Pipeline-System fließt mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Eon hatte schon im August einen radikalen Konzernumbau angekündigt. In Deutschland will der Energiekonzern Medienberichten zufolge rund 6000 Stellen streichen.
Quelle: ntv.de, mmo/rts