Milliarden zum Schuldenabbau Eon schlägt US-Tochter los
29.04.2010, 10:44 UhrDer Energieriese Eon macht große Fortschritte beim geplanten Verkauf von Beteiligungen. Der jüngste Coup ist der milliardenschwere Verkauf der US-Tochter an einen amerikanischen Versorger. Das frische Geld gibt dem künftigen Konzernchef Teyssen Spielraum für die Strategie des Schuldenabbaus.

Fotofinish: Für Eon-Chef Wulf Bernotat ist der milliardenschwere Verkauf der US-Tochter der letzte große Deal an der Spitze des Versorgers.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kurz vor dem geplanten Führungswechsel verschafft sich der hoch verschuldete Energiekonzern Eon mit dem Verkauf seiner US-Tochter Luft. Der US-Versorger PPL übernimmt das US-Geschäft von Eon für 7,6 Mrd. US-Dollar, das sind umgerechnet rund 5,8 Mrd. Euro. Damit übertrifft der scheidende Eon-Chef Wulf Bernotat sein Ziel, bis Ende dieses Jahres Beteiligungen im Volumen von zehn Mrd. Euro zu veräußern. Sechs Mrd. Euro hatte er bereits zuvor im Petto.
Die US-Tochter zählte für Eon schon länger nicht mehr zum Kerngeschäft. "Mit der Abgabe von Eon US trennen wir uns von einem leistungsstarken und soliden Geschäft, das aber für Eon wenig Spielraum für eine strategische Weiterentwicklung bietet", erklärte Bernotat. Eon hatte die Unternehmen Louisville Gas and Electric Company und Kentucky Utilities Company im Zuge der Übernahme der britischen Powergen 2002 erworben. PPL übernimmt nun im Mittleren Westen der USA über 900.000 Strom- und 300.000 Gaskunden sowie Kraftwerke mit einer Leistung von 7600 Megawatt. Nicht dazu gehört das Geschäft mit Windenergie in den USA, das Eon weiter ausbauen will.
Schuldenkur
Anfang Mai übernimmt Johannes Teyssen das Ruder bei Eon von dem seit sieben Jahren amtierenden Vorstandschef Bernotat. Diesem hatten noch vier Mrd. Euro gefehlt, um die angekündigte Portfoliobereinigung umzusetzen. Die Stadtwerketochter Thüga hatte er im vergangenen Jahr für 2,9 Mrd. Euro an ein Bündnis kommunaler Versorger verkauft. Das deutsche Höchstspannungsnetz ging für 1,1 Mrd. Euro an den niederländischen Betreiber Tennet. Rund zwei Mrd. Euro kassierte Eon durch die Abgabe von Kraftwerken in Deutschland.
Teyssen hat angekündigt, im Sommer seine Strategie und Vorstellungen zur Zukunft des Versorgers zu präsentieren. Der Schuldenabbau dürfte für den 50-Jährigen neben der Integration der neuen Auslandsgeschäfte ganz oben auf der Agenda stehen. Bernotat war nach der Niederlage im Rennen um den spanischen Versorger Endesa 2007 auf Einkaufstour in Südeuropa, Skandinavien und Russland gegangen. Ende 2009 hatte Eon Nettoschulden von 44,6 Mrd. Euro in den Büchern. Durch den Verkauf der US-Tochter sinkt die Nettoverschuldung des Konzerns um sechs Mrd. Euro.
Den Ausblick für das laufende Jahr bekräftigte Eon. Der Konzern stellt ein Wachstum des bereinigten Ebit von null bis drei Prozent in Aussicht. Im ersten Quartal falle jedoch eine Abschreibung von 0,9 Mrd. Euro an. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) reduziere sich 2010 um 400 Mio. Euro und der bereinigte Konzernüberschuss um rund 260 Mio. Euro.
Quelle: ntv.de