Gebremster Energieriese Eon wird vorsichtig
10.03.2010, 08:45 UhrDer größte deutsche Strom- und Gaskonzern Eon bleibt mit seinen Zahlen unter den Erwartungen der Analysten. Zum ersten Mal in der Amtszeit des langjährigen Eon-Chefs Bernotat wird die Dividende nicht aufgestockt. Auch der Ausblick fällt verhalten aus.

Kohlekraftwerk "Staudinger" bei Großkrotzenburg: Angeblich das weltweit größte seiner Art.
(Foto: REUTERS)
Das mehrjährige starke Wachstum des Energieriesen Eon unter Vorstandschef Wulf Bernotat ist 2009 erstmals ins Stocken geraten. Der größte deutsche Gas- und Stromkonzern verzeichnete bedingt durch die fallende Gaspreise und die Wirtschaftskrise sowohl bei Umsatz und Gewinn leichte Rückgänge. So schrumpften die Erlöse um sechs Prozent auf 82 Mrd. Euro und der um Zukäufe bereinigte Konzernüberschuss um fünf Prozent auf 5,3 Mrd. Euro. Bernotat zeigte sich dennoch zufrieden: Die Rezession habe zwar die Geschäfte beeinträchtigt, Eon habe aber Kurs gehalten.
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um zwei Prozent auf 9,6 Mrd. Euro zurück. Damit lag Eon sowohl beim Umsatz als auch beim Ebit unter den Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt Erlöse von 82,9 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ebit von 9,9 Mrd. Euro erwartet hatten.

Einmal noch durch die Bilanz: Wulf Bernotat räumt im Mai seinen Posten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zum ersten Mal in der siebenjährigen Amtszeit von Bernotat soll bei Eon die Dividende nicht erhöht werden. Mit 1,50 Euro je Aktie liegt die Ausschüttung auf dem Niveau des Vorjahres, womit knapp 54 Prozent des Überschusses an die Eigentümer fließt. Damit halte das Unternehmen in seiner Ausschüttungspolitik den bisherigen Kurs bei, betonte Bernotat auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Konzernchef. Der 61-jährige Topmanager räumt Anfang Mai den Posten für seinen Stellvertreter Johannes Teyssen.
Die Krise bremst den Energiebedarf
Bei der Prognose über die Entwicklung der Strom- und Gasgeschäfte in 2010 zeigte sich Eon vorsichtig: Aufgrund der Wirtschaftskrise sei das Jahr weiterhin von Unsicherheiten geprägt. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet der Vorstand ein Plus bis maximal drei Prozent und beim Überschuss ein Ergebnis auf Vorjahresniveau.
In den kommenden Jahren werde Eon die Kosten weiter senken und die Effizienz steigern. Ab 2011 sollen jährlich rund 1,5 Mrd. Euro auf diesem Wege realisiert werden. Darüber hinaus plant das Unternehmen weiter Verkäufe, um Eon in schwierigen Zeiten auf Kurs zu halten. Details hierzu nannte Bernotat nicht. In den Medien war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, dass das US-Geschäft abgegeben werden soll.
Bernotat hatte Mitte 2003 den Vorstandsvorsitz von Ulrich Hartmann angetreten und Eon in den Folgejahren unter anderem durch Zukäufe im europäischen Ausland auf Wachstum getrimmt. Mit der spektakulären Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa scheiterte er aber. Der Manager brach darüber hinaus mit dem Verkauf des Hochspannungsstromnetzes an den niederländischen Netzbetreiber Tennet in der Branche ein Tabu. Eon hatte sich zuvor unter nicht geringem Druck mit der EU-Kommission darauf verständigt, das Stromnetz und Kraftwerkskapazitäten zu verkaufen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts