Wirtschaft

IFO und IMK senken BIP-Prognose "Es läuft nicht nur im deutschen Fußball nicht rund"

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"Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus", hießt es vom IFO-Institut.

"Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus", hießt es vom IFO-Institut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die führenden deutschen Wirtschaftsforscher erwarten in diesem Jahr kein Wachstum. Zu sehr seien die Verbraucher von der hohen Inflation gebeutelt - der private Konsum fällt als Motor aus. Allerdings sollten der schwächere Anstieg der Verbraucherpreise für Entspannung in der zweiten Jahreshälfte sorgen.

Angesichts von Kaufkraftverlusten der Verbraucher durch die hohe Inflation blicken weitere Institute pessimistischer auf die deutsche Konjunktur. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr mit 0,4 Prozent stärker sinken als noch im Frühjahr mit minus 0,1 Prozent prognostiziert, sagte das Münchner IFO-Institut in seiner Sommerprognose vorher. Zugleich wurde die Wachstumsprognose für das kommende Jahr zurückgestutzt, und zwar von 1,7 auf 1,5 Prozent. "Es läuft derzeit nicht nur im deutschen Fußball nicht rund", sagte IFO-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser in Berlin angesichts der Niederlagenserie der Nationalmannschaft um Bundestrainer Hansi Flick. "Auch was die deutsche Wirtschaft betrifft, gibt es einiges an Problemen."

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) schätzt Lage und Aussichten noch etwas pessimistischer ein. Die Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen und 2024 nur um 1,2 Prozent wachsen.

"Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus", sagte IFO-Konjunkturchef Wollmershäuser. In diese ist Europas größte Volkswirtschaft anders als ihre wichtigsten Handelspartner im Winterhalbjahr gerutscht, in dem das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge schrumpfte. "Wir sind ganz klar das Schlusslicht", zog der Ökonom eine weitere Parallele zum Fußball.

Kaufkraft dürfte steigen

Entspannung erwarten die Experten von IFO und IMK bei den Verbraucherpreisen. Die Inflationsrate werde langsam sinken: von 6,9 Prozent 2022 auf 5,8 Prozent in diesem Jahr und dann auf 2,1 Prozent 2024, erwarten etwa die Münchner Forscher. "In der zweiten Jahreshälfte dürften die Löhne stärker zulegen als die Preise", sagte Wollmershäuser. Das stütze die Konjunktur. Wegen der aktuell noch hohen Inflation, die für viele Verbraucher teils deutliche Kaufkraftverluste bedeutet, dürfte der private Konsum aber in diesem Jahr um 1,7 Prozent zurückgehen. "Erst 2024 wird er wieder zunehmen, um 2,2 Prozent", sagte Wollmershäuser.

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Wegen der starken Teuerung hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins acht Mal in Folge auf aktuell 4,00 Prozent heraufgesetzt. Mit Blick auf die EZB-Geldpolitik sprach sich der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien für Zurückhaltung bei weiteren Zinserhöhungen aus. "Da die Inflation sich absehbar in Richtung des EZB-Ziels von zwei Prozent entwickelt, zugleich aber die kräftigen Zinserhöhungen der vergangenen Monate ihre volle Wirkung erst mit Zeitverzögerung entfalten, sollte die EZB mit ihren Zinsschritten nun zunächst eine Pause einlegen und die weitere Entwicklung abwarten", sagte Dullien.

Robust zeigt sich der IFO-Vorhersage zufolge der Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen werde zwar in diesem Jahr um etwa 130.000 auf 2,55 Millionen steigen, 2024 dann aber wieder auf 2,45 Millionen sinken. Gleichzeitig dürfte die Zahl der Erwerbstätigen kräftig zulegen und im kommenden Jahr mit 46,07 Millionen ein Rekordniveau erreichen. Sinken soll die Neuverschuldung des Staates. Lag sie im vergangenen Jahr noch bei 106 Milliarden Euro, werden für 2023 noch 69 und für 2024 dann 27 Milliarden Euro an Defizit erwartet.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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