Wirtschaft

Frankreich droht Rückfall in die Rezession Deutschland bleibt das Maß der Dinge

Der geringe Abstand zwischen dem deutschen ICE und dem französischen TGV (r.) täuscht: Nur die deutsche Wirtschaft fungiert derzeit als Lokomotive für die Eurowirtschaft.

Der geringe Abstand zwischen dem deutschen ICE und dem französischen TGV (r.) täuscht: Nur die deutsche Wirtschaft fungiert derzeit als Lokomotive für die Eurowirtschaft.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im November senkt die EZB den Leitzins auf ein Rekordtief. Das Resultat: Während die Zeichen für die deutsche Wirtschaft klar auf Aufschwung stehen, bleibt Frankreichs Ökonomie zurück. Schlimmer noch, die Kluft der beiden größten Volkswirtschaften wird größer.

Die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone hat im November wieder an Schwung verloren. Grund dafür ist die Konjunkturschwäche in Frankreich und Italien, während die Zeichen in Deutschland klar auf Aufschwung stehen, wie aus einer Umfrage unter 5000 Firmen hervorging. Der Markit-Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, fiel im November um 0,2 auf 51,7 Punkte.

Das Barometer signalisiert mit über 50 Zählern zwar weiter Wachstum im Euroraum. Dennoch betonte Markit-Chefökonom Chris Williamson: "Es ist besorgniserregend, dass die Expansionsrate immer noch sehr schwach ist." Denn Schwergewicht Frankreich drohe zum Jahresende der Rückfall in die Rezession, während Italien wohl das zehnte Quartal in Folge im Abwärtsstrudel stecke.

Kluft zwischen den Schwergewichten

"Die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich im November sind auffällig", sagte auch Konjunktur-Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank. Denn bei den heimischen Dienstleistern liefen die Geschäfte so gut wie seit zehn Monaten nicht mehr. Der entsprechende Index stieg um 2,8 auf 55,7 Punkte.

Nimmt man die Industrie hinzu, kletterte das Barometer für die gesamte deutsche Privatwirtschaft auf den höchsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Markit rechnet im vierten Quartal mit einem beschleunigten Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,5 nach zuletzt 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

Deutscher Mittelstand optimistisch

Allein im Mittelstand erreichte die Stimmung laut KfW-Studie im November den besten Wert in diesem Jahr. Vor allem wieder bessere Exportaussichten dürften die Firmen 2014 wieder zu mehr Investitionen animieren, sagte der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank, Jörg Zeuner.

In Frankreich hingegen sackte der Markit-Index auf 48 Punkte und rutsche damit unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. "Die bescheidenen Reformen der sozialistischen Regierung haben es bisher nicht geschafft, die Stimmung der Unternehmen zu verbessern", kritisierte Schulz.

Was macht die EZB?

Die Daten signalisieren laut Markit für das vierte Quartal ein Wirtschaftswachstum im Euroraum von 0,2 Prozent. Im Sommer hatte es ein noch geringeres Plus von 0,1 Prozent gegeben. Vor allem anziehende Investitionen hatten die Wirtschaft im dritten Quartal angeschoben. Ausgaben für Maschinen und Anlagen sowie am Bau stiegen laut Statistikbehörde Eurostat so stark wie seit Anfang 2011 nicht mehr. Die privaten Verbraucher hingegen steigerten ihre Ausgaben kaum noch und der Außenhandel bremste das Wachstum, da die Importe stärker stiegen als die Exporte.

Gewerkschaftsnahe Institute wie das Düsseldorfer IMK, das Pariser OFCE und das ECLM aus Dänemark sagen der Währungsunion für 2014 zwar ein Wachstum von einem Prozent gegenüber 2013 voraus, nach einem Schrumpfen von 0,3 Prozent in diesem Jahr. Die Wirtschaftskrise sei aber wegen hoher Arbeitslosigkeit und wachsender Ungleichheit und Armut noch nicht überwunden, warnten sie.

Mit Spannung warten die Finanzmärkte darauf, ob die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihre Geldpolitik weiter lockert. Im November hatte sie den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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