Wirtschaft

Brüssel, wir haben ein Problem Euroland, pack an!

Beim Gedanken an den Schuldenberg Griechenlands läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Euroland ist angeschlagen. Die Zeit drängt. Jetzt ist die Politik gefragt.

Stürmische Zeiten für Europa: Griechenland sucht einen sicheren Hafen.

Stürmische Zeiten für Europa: Griechenland sucht einen sicheren Hafen.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Euroland ist Kummerland. 18 Jahre nach Maastricht müssen wir feststellen, dass das Euro-Boot, in dem wir sitzen, Leck geschlagen ist. Der Euro geht vor der Schuldenkrise Griechenlands sichtlich in die Knie. Selbst Schuld, rufen die Unken in Kummerland, sollte man sich doch gründlich prüfen, bevor man sich bindet. Hätte man sich Griechenland und seine Bilanzen vorher genauer angeschaut, wäre das vielleicht nicht passiert. Jetzt ist es so, wie es ist. Euroland droht abzusaufen. Was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass es das auch wirklich tut. Schwer nachvollziehbar, aber so ist es in einer komplexen Welt.

Selbst wenn Griechenland das Boot verlässt, ist das nicht das Ende einer kurzen Euro-Ära. Und ob Griechenland überhaupt über Bord geht, ist noch längst nicht ausgemacht. Das wittern auch die Finanz- und Devisenmärkte. Die Euro-Talfahrt scheint zumindest kurzfristig abgebremst. Auch wenn der "faire Wert", der aufgrund der Wirtschaftslage angemessen wäre, von führenden Volkswirten bei 1,20 US-Dollar gesehen wird. Allerdings nicht wegen Griechenland, sondern aus anderen Gründen. Momentan zeigt sich etwa, dass der Euro nicht nur am Tropf von Griechenland hängt, sondern auch auf die Signale aus den USA reagiert. Dort scheint sich die Wirtschaft nämlich deutlich schneller zu erholen. Das bedeutet: US-Dollar steigt - Euro sinkt.

Umso mehr sind die Investoren offenbar im Augenblick bereit, Griechenlands Sparbemühungen eine Chance zu geben. Der Euro befindet sich in seiner "sicherlich schwierigsten Phase seit seinem Bestehen", sagte Kanzlerin Merkel. Ja, sicherlich! Aber er ist nicht am Ende. Über Ach und Wehe des Euro entscheiden viele Faktoren, nicht nur aus der Wirtschaft, sondern auch aus der Politik. Woran es momentan fehlt, um das Ruder wirklich rumzureißen und Euro und Euroland wieder auf Kurs zu bringen, sind die nötigen politischen Entscheidungen.

Es gibt Handlungsbedarf

Euroland hat sein größtes Problem mit in die Wiege gelegt bekommen, was sich jetzt rächt, aber nicht unabänderlich ist. Euroland ist eine Währungsunion und keine politische Union, auch wenn das Bündnis politisch gewollt war. Deshalb fehlen uns - mal wieder - die Kontrollinstanzen, das große Ganze in Schach zu halten. Grundoptimistisch ging man 1992 davon aus, dass die Euroländer sich den Maastricht-Kriterien verpflichtet fühlen und ihre Haushalte im Zaun halten würden. Falsch gedacht. Griechenland führt uns das schmerzlich vor Augen und spätestens jetzt gibt es Handlungsbedarf.

In Athen und um Athen herum herrscht bereits hektische Betriebsamkeit. Hohe Vertreter der europäischen Finanzwirtschaft geben sich in der griechischen Hauptstadt die Klinke in die Hand, um sich im Namen Eurolands mit der griechischen Regierung zu beraten. Umgekehrt zieht Ministerpräsident Papandreou in die Welt hinaus, um diese von der Finanz-Würdigkeit seines Landes zu überzeugen Allenthalben wird diskutiert, ob - und wenn ja, welche - Finanzhilfen für Griechenland bereit gestellt werden sollen. Richtig so, nur im Dialog kann hier eine Lösung gefunden werden. Am Freitag trifft Papandreou zum Spitzentreffen in Berlin ein, um Kanzlerin Merkel vielleicht zu etwas mehr Entgegenkommen zu bewegen.

Aufbruch in eine neue Ära

Was können wir tun, um Griechenland und damit Euroland zu retten? Eurobonds, KfW-Garantien, ein europäischer Währungsfonds als Versicherung gegen Staatspleiten, es gibt einige Möglichkeiten. Die Fehler im System sind ausgemacht. Täter und Opfer dürfen künftig nicht mehr identisch sein. Es gibt Ideen, wie das abgeschlagene Boot repariert und wieder seetüchtig gemacht werden kann. Wir müssen es nur tun. Gehen wir ran an die Fehl-Konstruktion und sehen die Krise als Chance. Euroland braucht eine härtere, aggressivere Finanzaufsicht.

Griechenland könnte zu retten sein und es lockt die Versuchung durch konzertierte Maßnahmen Europas, Spekulanten in ihre Schranken zu weisen. Kein Land sollte Gefahr laufen, durch Spekulationen in existenzielle Bedrängnis zu geraten. Entsprechende Finanzinstrumente würden uns für die Zukunft helfen.

Die Zeit drängt. Athen bietet ganz frisch eine neue Staatsanleihe am Markt an, um das Haushaltsdefizit zu schultern, Zinsen zu zahlen und fällige Schulden zu refinanzieren. Das Vertrauen in Griechenland muss schnell wieder hergestellt werden. Dann könnte es auch mit dem Euro und mit Euroland klappen. Hoffen wir, dass ein politischer Ruck durch Euroland geht.

Quelle: ntv.de

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