Wirtschaft

Porsches gescheiterte VW-Übernahme Ex-Finanzchef Härter angeklagt

Gemeinsam mit Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wie Pech und Schwefel: Der ehemalige Finanzchef Holger Härter.

Gemeinsam mit Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wie Pech und Schwefel: Der ehemalige Finanzchef Holger Härter.

(Foto: dpa)

Für eine gemeinsame Zukunft von VW und Porsche gibt es aufs Neue schlechte Nachrichten: Der ehemalige Finanzchef Härter muss wegen Kreditbetruges vor Gericht. Und er ist nicht der einzige.

Gerichtliches Nachspiel für Porsche-Manager wegen der gescheiterten Übernahme von VW: Der ehemalige Finanzchef der Porsche-Dachgesellschaft, Holger Härter, wird wegen Kreditbetruges angeklagt. Er und zwei Führungskräfte aus der Finanzabteilung der Porsche SE sollen während der Schlacht mit dem Volkswagen-Konzern bei Verhandlungen für Kreditgeschäfte eine Bank falsch informiert haben. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart sieht entsprechende Vorwürfe als stichhaltig genug an und brachte die Anklage auf den Weg. Härter ließ erklären, dass er alle Anschuldigungen von sich weise. Ermittelt wird auch gegen Ex-Porschelenker Wendelin Wiedeking.

Bei der nun erhobenen Anklage geht es um einen im März 2009 zur Rückzahlung fälligen Kredit von zehn Mrd. Euro. Die Manager sollen die falschen Angaben im Rahmen von Verhandlungen für die Anschlussfinanzierung gemacht haben. Alle drei Beschuldigten sollen inzwischen nicht mehr bei der Porsche-Dachgesellschaft arbeiten.

Neben dem Vorwurf Kreditbetrug liefen die Ermittlungen wegen Untreueverdachts und Marktmanipulation parallel weiter, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth. Bei diesen beiden Punkten sei noch nicht absehbar, wann die Anklagebehörde zu endgültigen Ergebnissen komme. Im Fokus stehen dabei auch immer noch Wiedeking und Härter. Bei diesen Verdachtsprüfungen sei "nicht vor Mitte diesen Jahres" mit einem Abschluss zu rechnen.

Erste Anklage gegen Ex-Vorstand

Mit der Anklage gegen Härter geht es nun erstmals direkt um angebliche Verfehlungen des damaligen Porsche-Vorstandes. Bisher richten sich Klagen in Milliardenhöhe gegen die Unternehmen selber.

Die Ermittlungen richten sich nun auch gegen Ex-Porschelenker Wiedeking (r.). Piech hatte die Risiken während der Übernahmeschlacht offenbar auch falsch eingeschätzt.

Die Ermittlungen richten sich nun auch gegen Ex-Porschelenker Wiedeking (r.). Piech hatte die Risiken während der Übernahmeschlacht offenbar auch falsch eingeschätzt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Parallel dazu hatte die Staatsanwaltschaft in Stuttgart aber schon seit Monaten wegen möglicher Fehler des Managements ermittelt. Die Anklage gegen Härter ist dabei nur ein Zwischenergebnis. Neben ihm droht auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking eine Anklage. Wiedeking und sein Finanzchef Härter mussten im Sommer 2009 gehen.

Härters Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei wies die Anschuldigungen im Namen ihres Mandanten zurück. "Herr Härter tritt den Vorwürfen der Anklage der Staatsanwaltschaft Stuttgart mit Nachdruck entgegen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Anschuldigungen seien falsch, Härter sehe dem Verfahren "mit großer Gelassenheit entgegen".

Die Anklagebehörde selber sprach in ihrer Mitteilung vom Dienstag lediglich von "drei Verantwortlichen aus dem Finanzbereich" der Porsche SE und nannte Härter nicht mit Namen. Bei den Vorwürfen ging sie dagegen ins Detail: Sie drehen sich um einen im März 2009 zur Rückzahlung fälligen Kredit von zehn Mrd. Euro. Die SE-Manager sollen im Rahmen von Verhandlungen für die Anschlussfinanzierung des Kredites einer nicht genannten Bank falsche und lückenhafte Angaben gemacht haben.

Piëch hat nicht aufgepasst

Die Anklage ist bereits der zweite Paukenschlag aus Stuttgart binnen weniger Tage. Vergangene Woche hatte das Oberlandesgericht (OLG) in der baden-württembergischen Landeshauptstadt entschieden, dass der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch während der Übernahmeschlacht zwischen VW und Porsche seine Pflichten in dem Kontrollgremium verletzt habe. Piëch bestreitet das und geht gegen die OLG-Entscheidung vor, das die Entlastung des Aufsichtsrates der Porsche SE für das Geschäftsjahr 2008/09 wieder einkassierte.

Die jetzt erfolgte Anklage hängt mit der am Ende gescheiterten Versuch der Porsche SE zusammen, die viel größere Volkswagen AG überraschend zu übernehmen. Während dieser Zeit zwischen 2007 und 2009 sicherte sich die Porsche SE mit Finanzgeschäften Chancen für den schrittweisen Einstieg bei VW. Vorgeworfen werde den drei Verantwortlichen aus dem Finanzbereich der Porsche Automobil Holding SE nun, bei Verhandlungen mit einer Bank falsche Angaben über diese Geldgeschäfte gemacht zu haben, die im Zusammenhang mit dem Griff nach der Macht bei VW stehen. Es gehe dabei um schriftliche Auskünfte, die die Bank eingefordert habe.

Milliardenschwere Klagen anhängig

Im Detail dreht es sich um Folgendes: Die Beschuldigten sollen den Geldbedarf falsch beziffert haben, der bei der Einlösung sämtlicher von Porsche gehaltenen Kaufoptionen auf VW-Stammaktien fällig gewesen wäre. Außerdem heißt es, die drei Manager hätten gegenüber der Bank Teile damaliger Porsche-Geschäfte verschwiegen, die 45 Mio. Euro wert waren. Porsches damalige Informationspolitik ist bereits Gegenstand vieler juristischer Streitigkeiten im In- und Ausland.

Allein im Landgericht Braunschweig hängen derzeit Klagen in Höhe von mehr als zwei Mrd. Euro an. Die Porsche SE ist außerdem auch in den USA mit milliardenschweren Verfahren konfrontiert. Diese Querelen lähmen den Zusammenschluss von Porsche und VW, den sich die einstigen Feinde nach dem Übernahmekampf inzwischen wünschen.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

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