Wirtschaft

Frontalangriff auf die "Abzockerei"? Ex-Goldman-Banker packt aus

Ist der Ruf erst ruiniert ...: Goldman Sachs könnte das Enthüllungsbuch, das eigentlich keines ist, sogar helfen.

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(Foto: REUTERS)

Greg Smith arbeitet jahrelang für Goldman Sachs. Dann kündigt er mit der Begründung, dass die Investmentbank ihre Kunden als "Vollidioten" bezeichnet. Der Aufschrei ist groß und Goldman rudert mit einer PR-Kampagne dagegen. Nun erscheint Smiths Enthüllungsbuch: Es war wohl doch nicht alles so schlimm.

Angekündigt war das Buch als Frontalangriff auf eine Kultur der "Abzockerei" bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Der Autor Greg Smith - zwölf Jahre lang Goldman-Banker - versprach Enthüllungen, die das legendäre Institut in ein anderes Licht rücken sollten. Nun erschien das 288 Seiten dicke Werk "Why I left Goldman Sachs" (Warum ich Goldman Sachs verlassen habe) und die ersten Leser sind sich einig: Neues oder gar Erschütterndes erfährt man nicht. "Es gibt keinerlei Beispiele für eine verseuchte Firmenkultur, für korrupte Leute oder für Kunden, die abgezockt wurden", sagt Bestseller-Autor James Stewart in einer Kolumne für die "New York Times".

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Gut ein halbes Jahr ist es her, da hat Smith mit einem Beitrag in der "New York Times" für großen Wirbel gesorgt. Darin gab er seine Kündigung bei Goldman bekannt und begründete das unter anderem damit, dass bei der Bank Kunden als "Vollidioten" bezeichnet würden. Die Investmentbank, deren Ruf durch diverse Klagen und Skandal ohnehin angekratzt ist, startete daraufhin interne Untersuchungen und eine PR-Kampagne, um Schlimmstes zu verhindern. Vorstandschef Lloyd Blankfein, der die Arbeit von Banken einmal als "Gottes Werk" bezeichnet hat, betonte mehrmals, sein Haus habe nichts gefunden, was die Anschuldigungen Smiths belegen könnte.

Gut für den Ruf von Goldman?

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"Das ist offenbar ein typisches Beispiel für zuviel versprechen und zu wenig liefern", sagt George Belch, Marketingexperte der San Diego State University. Smith war Verkäufer in der Aktienderivate-Abteilung der Investmentbank, zuletzt erhielt er ein Jahresgehalt von einer halben Million Dollar. Er soll für das Buch, das bei Grand Central Publishing - einer Tochter des Verlagshauses Hachette - erscheint, vorab 1,5 Mio. Dollar bekommen haben. Mit der Veröffentlichung wolle er zum Kulturwandel bei Goldman beitragen, sagte Smith am Sonntagabend dem Fernsehsender CBS. Ob ihm das gelingt, ist fraglich.

Im Gegenteil: "Das Buch könnte sogar gut sein für den Ruf von Goldman", sagt Stewart. "Wenn Herr Smith der ultimative Insider ist und das Schlimmste, was er berichten kann, ist eine Party in Las Vegas, bei dem er mit einer Frau oben ohne im Whirlpool lag, dann hat er Goldman-Kritikern nicht viele überzeugende Argumente geliefert."

Quelle: ntv.de, Lauren Tara LaCapra, rts

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