Entwarnung vor Beinahe-Crash? Ex-IKB-Chef belastet
11.05.2010, 15:44 UhrIm Prozess gegen den ehemaligen Chef der Mittelstandsbank IKB, Ortseifen, kommen immer mehr pikante Details ans Tageslicht. Laut Ex-KfW-Vorstand Leinberger soll der Manager kurz vor dem Fast-Zusammenbruch der Bank Entwarnung signalisiert haben. Am Mittwoch tritt Deutsche-Bank-Chef Ackermann in den Zeugenstand.

Stefan Ortseifen (Mitte) mit seinen Anwälten.
(Foto: dpa)
Der wegen Kursmanipulation angeklagte Ex-Chef der Mittelstandsbank IKB, Stefan Ortseifen, sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Er soll gegenüber einem Großaktionär noch kurz vor dem Beinahe-Zusammenbruch der Bank Entwarnung gegeben haben. Der ehemalige KfW-Vorstand Detlef Leinberger sagte vor dem Düsseldorfer Landgericht, Ortseifen habe ihm am 20. Juli 2007 versichert, die IKB befinde sich "voll im Trend" zum Erreichen ihres Gewinnziels. Auch Zweckgesellschaften der Bank seien von Rating-Herabstufungen und den damals beginnenden Marktturbulenzen im Zusammenhang mit dem US-Immobilienmarkt "nicht tangiert".
Die Bank hatte in den Zweckgesellschaften milliardenschwere US-Hypothekenpapiere angehäuft, die mit Beginn der Finanzkrise massiv an Wert verloren und die Bank beinahe in den Abgrund rissen. Am Mittwoch soll Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in dem Prozess aussagen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Ortseifen vor, die Lage der Bank am 20. Juli 2007 kurz vor dem Beinahe-Zusammenbruch in einer Pressemitteilung bewusst geschönt zu haben, um Anleger anzulocken. Nur eine Woche später stand die IKB vor dem Aus und konnte nur durch eine milliardenschwere Stützungsaktion gerettet werden.
Ortseifen habe ihm damals versichert, die IKB sei auch "liquiditätsmäßig auf der sicheren Seite", sagte Leinberger weiter. Er habe Ortseifen am 20. Juli insgesamt zwei Mal angerufen, weil Marktgerüchte um eine Schieflage der IKB den Anteilseigner KfW erreicht und dort große Sorge ausgelöst hatten. Nach den Aussagen Ortseifens und der Lektüre der Pressemitteilung, durch die nach seinem Verständnis damals "deutlich gemacht wurde, dass die aktuelle Marktentwicklung keinen Einfluss auf die IKB hat", habe er "nicht den Eindruck gehabt, da braut sich was zusammen", betonte Leinberger. Eine Woche später habe Ortseifen ihn erneut angerufen und einräumen müssen, "dass das was in der Pressemitteilung stand, sich nicht verwirklicht hat".
"Weiche, nichtssagende Antworten"
Leinberger selbst war in der Finanzkrise in die öffentliche Kritik geraten. Er hatte die KfW verlassen müssen, nachdem die Bank im September 2008 noch am Tag, als die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmeldete, rund 320 Millionen Euro an das US-Geldhaus überwiesen hatte.
In dem Prozess hatte bereits ein weiterer KfW-Vorstand, Günther Bräunig, ausgesagt, Ortseifen habe am 20. Juli die Zweifel der Förderbank zerstreut. Ex-IKB-Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann berichtete, Ortseifen habe auf Nachfragen zu Risiken im Kontrollgremium "weiche, nichtssagende Antworten" gegeben.
Der Ex-IKB-Chef hat in dem Prozess die Vorwürfe der Anklage zurück gewiesen und erklärt, die Deutsche Bank trage die Schuld am Beinahe-Zusammenbruch des Geldhauses, weil sie ihm die Handelslinien aufgekündigt und damit irreparablen Schaden zugefügt habe. Die Deutsche Bank bestreitet dies.
Quelle: ntv.de, wne/rts