Wirtschaft

US-Erholung soll Dollar stärken Fed verteidigt Geldschwemme

Nach internationaler Kritik an der äußerst laxen Geldpolitik der US-Notenbank verteidigt Fed-Chef Bernanke die milliardenschweren Anleihenkäufe. Er sieht darin nicht ein Mittel zur Schwächung, sondern zur Stärkung des Dollar. China will sich derweil bei der Aufwertung der Landeswährung Yuan Zeit lassen.

Fed-Chef Ben Bernanke.

Fed-Chef Ben Bernanke.

(Foto: dpa)

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat die jüngste Geldschwemme der Fed gegen weltweit scharfe Kritik verteidigt. Für die globale Stabilität sei es wichtig, dass die US-Wirtschaft zu alter Stärke zurückfinde, sagte Bernanke. Eine Erholung der US-Konjunktur werde wiederum den Dollar stützen, dessen Schwäche von vielen Ländern bemängelt werde. Die Ankündigung der Fed, weitere Staatsanleihen in Milliardenhöhe zu kaufen, war weltweit auf Skepsis und Kritik gestoßen - unter anderem auch in Deutschland. Experten fürchten durch die Kapitalüberflutung unter anderem eine ausufernde Inflation und eine Verschärfung der weltweiten Währungsungleichgewichte.

"Ich denke, es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass eine starke US-Wirtschaft entscheidend ist - nicht nur für die Amerikaner sondern auch für die globale Erholung", sagte der Fed-Chef. Die USA seien sich absolut über die Rolle des Dollar in der globalen Wirtschaft als Reservewährung bewusst. Der Dollar werde wieder an Wert gewinnen, sobald sich die US-Wirtschaft stärker erhole.

Peking entschärft Kritik

China, das die US-Regierung zuletzt frontal für die jüngste Geldspritze der Notenbank Fed angegriffen hatte, schlug Vize-Finanzminister Wang Jun versöhnliche Töne an. "Jede Verbesserung der US-Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle für die Erholung der globalen Konjunktur", sagte Wang am Rande eines Treffens der Finanzminister des asiatisch-pazifischen Raums im japanischen Kyoto. Doch auch Wang schloss sich der Kritik, die aus Deutschland und Brasilien kam, an. Große Wirtschaftsländer sollten vor einer exzessiven Geldmengenvermehrung zurückschrecken, sagte Wang. China werde die lockere Geldpolitik in den USA genau beobachten.

China steht mit seiner Meinung nicht allein da. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble befand, die neue Geldspritze der US-Notenbank löse die Probleme des Landes nicht und zudem schürten die USA den Verdacht, gezielt den Dollarkurs nach unten zu drücken. Der Chef der brasilianischen Notenbank, Henrique Meirelles, sagte, die überschüssige Liquidität in den USA führe in anderen Ländern zu Problemen. Darüber müsse beim nächsten G20-Gipfel in Südkorea gesprochen werden.

Die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer treffen sich am Donnerstag und Freitag zu ihrem fünften Gipfel. Die Finanzminister der Länder im asiatisch-pazifischen Raum bereiteten dieses Treffen mit vor, das sich hauptsächlich mit der Beseitigung von Handelsbilanz-Ungleichgewichten beschäftigen wird.

Geithner gegen festes Überschuss-Ziel

US-Finanzminister Timothy Geithner distanzierte sich von dem von ihm im Oktober ausgegebenen konkreten Ziel für eine Reduzierung von Exportüberschüssen. Die USA strebten beim G20-Gipfel keine Einigung auf eine numerische Vorgabe an, sagte Geithner.

Ursprünglich hatte er vorgeschlagen, dass Überschüsse und Defizite in der Leistungsbilanz - die alle Waren- und Dienstleistungsumsätze umfasst - die Quote von vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten dürfen. Der Vorstoß stieß auf viel Kritik. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle warnte daraufhin vor "einem Rückfall in planwirtschaftliches Denken". Schäuble sagte dem "Spiegel", der amerikanische Vorstoß nach Schwellenwerten bei Leistungsbilanzüberschüssen sei "für Deutschland unter keinen Umständen akzeptabel". "Es gibt viele Gründe für die amerikanischen Probleme - die deutschen Exportüberschüsse gehören nicht dazu."

Keine schnellere Yuan-Aufwertung

China sieht derweil keinen Spielraum für eine beschleunigte Aufwertung der heimischen Währung. Ein Regierungsexperte sagte der Zeitung "China Securities Journal", das Tempo werde im nächsten Jahr nicht viel höher sein als im laufenden. "Einige Unternehmen haben deutlich gemacht, dass sie eine Aufwertung des Yuan von maximal fünf bis sechs Prozent für bewältigbar halten. Das ist vernünftig", sagte der Forscher Li Jian, der für eine Denkfabrik des Handelsministeriums arbeitet. China hatte die starre Bindung des Yuan an den Dollar im Juni etwas gelockert. Seitdem hat der Kurs der chinesischen Währung 2,55 Prozent zugelegt.

Li betonte, eine deutliche Wechselkurs-Anpassung auf einen Schlag würde für die heimische Wirtschaft einen Schock bedeuten. Er verwies darauf, dass Chinas Exportindustrie im kommenden Jahr voraussichtlich eine schwache Nachfrage aus den USA und Europa zu verkraften habe. So dürfte sich das Wachstum der Ausfuhren 2011 auf unter 20 Prozent verlangsamen, sagte der Experte. In diesem Jahr werde der Anstieg voraussichtlich über dieser Marke liegen. Vor allem die USA werfen China vor, den Kurs des Yuan künstlich niedrig zu halten und sich damit unfaire Handelsvorteile zu schaffen.

Unter anderem weil sich die Erholung der Weltwirtschaft abschwächt, wird auch eine Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums erwartet. Dieses werde in den kommenden drei bis fünf Jahren auf etwa sieben Prozent sinken von erwarteten zehn Prozent 2010, sagte der Regierungsexperte Liu Shijin, der einem Forschungsinstitut des Staatsrates angehört. Er warnte zugleich vor wachsenden Inflationsgefahren für China in den kommenden Jahren als Folge der lockeren Geldpolitik in den USA.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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