Derivatemärkte "völlig losgelöst" Finanzaufsicht will einschreiten
21.01.2012, 16:45 UhrDeutschlands oberster Bankenaufseher Röseler will mit stärkerer Regulierung gegen gefährliche Entwicklungen am Derivatemarkt vorgehen. Derivate werden laut dem Bafin-Direktor oft nur zur Spekulation und nicht zur Absicherung eingesetzt - mit spürbaren Nebenwirkungen. Deshalb will er der Branche Zügel anlegen.
Die deutsche Finanzaufsicht will sich die Märkte für Finanzderivate vorknöpfen. "Die Derivatemärkte haben sich völlig losgelöst von den realen Märkten, und ich glaube, da müssen wir noch viel stärker regulierend eingreifen", sagte der oberste Bankenaufseher in der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Raimund Röseler, der "Börsen-Zeitung".
So habe sich das Volumen von Währungsderivaten von der Entwicklung des Welthandels abgekoppelt. Für Kreditderivate gelte das gleiche: "Früher hat man vielleicht zu naiv gedacht, diese Produkte dienen der Absicherung bestehender Kredite. Dies wurde auch von den Vertretern, die diese so attraktiv finden, regelmäßig betont", sagte Röseler. "Wenn ich aber die mir bekannten Portfolios betrachte, dann ist es schwer, eine direkte Verbindung zwischen den CDS-Positionen und vorhandenen Kreditengagements zu finden."
Credit Default Swaps (CDS) wurden ursprünglich erfunden, um Gläubigern eine Versicherung gegen eine Pleite der Schuldner zu ermöglichen. Viele Anleger nutzen sie aber zu Wetten auf die Zahlungsfähigkeit von Anleihe-Emittenten, ohne diese Papiere selbst zu halten. Das hat den CDS die Kritik einbracht, sie verschärften die Finanz- und Staatsschuldenkrise. Steigende Preise der CDS führen dazu, dass die Länder höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen müssen.
Röseler sagte der Zeitung, er sei ein Anhänger der Finanztransaktionssteuer. Es gehe aber auch um das Risikomanagement der Banken in den Derivatemärkten. "Wir haben das Problem erkannt und überlegen jetzt, was wir zur Entschleunigung der Märkte beitragen können", sagte der Bankenaufseher, der auch dem Management Board der europäischen Bankenaufsicht EBA angehört.
Quelle: ntv.de, nne/rts