"Fleisch gilt wieder als wertig" Deutsche Fleischproduktion steigt erstmals seit 2016
07.02.2025, 14:24 Uhr Artikel anhören
Die größten Zuwächse waren in den vergangenen Jahren beim Geflügelfleisch zu verzeichnen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Fast ein Jahrzehnt wird in Deutschland Jahr für Jahr weniger geschlachtet. Doch die Serie ist gebrochen, Verbraucher greifen wieder vermehrt zu Fleisch. Allerdings stellt die Demografie die Industrie vor neue Herausforderungen.
Die Fleischproduktion in Deutschland ist erstmals seit 2016 wieder gestiegen. Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben die gewerblichen Schlachtunternehmen im Jahr 2024 rund 6,9 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Das waren 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Fleischwirtschaft, Steffen Reiter, sieht nach den über mehrere Jahre hinweg rückläufigen Zahlen eine Trendwende. "Die Verbraucher greifen wieder vermehrt zu Fleisch." Die Anstrengungen und Investitionen von Landwirtschaft und Fleischwirtschaft in Klimaschutz und Tierschutz zeigten Erfolg.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt in heimischen Schlachthöfen 48,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 693,3 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet. Sowohl bei Schweinefleisch als auch bei Rind- und Geflügelfleisch sind die produzierten Mengen gestiegen. Zu Import und Export wurden keine Angaben gemacht.
Trotz des Anstiegs ist die Fleischproduktion in Deutschland weit entfernt von ihrem Höchststand. Im Jahr 2016 waren 8,4 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt worden: 20 Prozent mehr als 2024.
"Fleisch wird wieder als wertig angesehen"
Wer die Entwicklung hierzulande über einen längeren Zeitraum beobachtet, der sieht: Die mit Abstand größten Zuwächse verzeichnet Geflügelfleisch. Die produzierten Mengen haben sich seit 2000 verdoppelt. Das Fleisch wird von den Verbrauchern häufig als gesünder wahrgenommen.
Wie ist die Entwicklung zu erklären? Der Yougov-Handelsexperte Robert Kecskes beobachtet veränderte Konsumgewohnheiten. "Der große Trend zu vegan und vegetarisch hat an Dynamik verloren, auch bei jüngeren Menschen." Der Fleischkonsum stabilisiere sich. Viele äßen zwar weniger, seien aber bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben und höherwertige Produkte zu kaufen. "Fleisch wird wieder als etwas Wertigeres angesehen", so der Marktforscher. Von einer echten Trendwende möchte Kecskes nicht sprechen. Er erwartet, dass die Qualitätsnachfrage künftig weiter wächst, nicht aber die Fleischmengen.
Gerade ältere Menschen wollten ihren Fleischkonsum reduzieren, sagt Kecskes. Sie kämen aber auch von einem höheren Niveau, verzehrten mehr Fleisch als Jüngere. "Die Fleischindustrie wird noch Probleme bekommen, wenn die Älteren, die klassischen Fleischesser, vom Markt verschwinden." Übrig blieben die, die geringere Mengen konsumierten.
Fast jeder Vierte in Deutschland isst täglich Fleisch oder Wurst. Das geht aus dem im vergangenen Jahr vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichten Ernährungsreport hervor. 39 Prozent kaufen vegetarische oder vegane Alternativprodukte.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa