Börsengang mit bösem Blick GM düpiert Banken
19.08.2010, 08:13 UhrDrei Prozent der Einnahmen gehen in der Regel bei einem Börsengang an die managenden Banken. General Motors macht da nicht mit. Das IPO des US-Autobauers ist eines der größten der Welt - und da der einstige Riese staatlich gestützt ist, zählt jeder Dollar.
General Motors war noch nie ein ganz normales Unternehmen. Über 100 Jahre lang schrieb der Konzern Automobilgeschichte. Dutzende Marken gingen in ihm auf von der uramerikanischen Oldsmobile bis zur südkoreanischen Daewoo. Bei keinem anderen Hersteller auf der Welt rollten mehr Wagen vom Band. Elvis liebte seinen pink Cadillac, Herr Müller seinen braunen Opel Kadett.
Und jetzt sollten die Banker den Konzern eigentlich lieben - er beschert ihnen den voraussichtlich zweitgrößten Börsengang der US-Geschichte und damit Provisionen um die 100 Mio. Dollar. Doch irgendwie hält sich die Freude in Grenzen. Denn zum einen fließt weit weniger Geld als erhofft und zum anderen entpuppt sich General Motors als überaus schwieriger Kunde.
"Mia san mia“
Obwohl der Konzern vor einem Jahr fast pleite war und nur mit Staatshilfe überleben konnte, gehen die Manager in der Konzernzentrale in Detroit mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ans Werk: Die Banken, die den Autokonzern wieder zurück aufs Parkett bringen sollen, mögen sich doch überlegen, ob sie ihre Provisionen nicht in den Kauf von Modellen aus dem Hause GM stecken wollten, forderten die GM-Leute in Briefen an die Geldhäuser.
Einige Institute gingen auch tatsächlich darauf ein, wie der US-Finanzdienstleister Bloomberg herausfand. So warben die Bank of America und die Credit Suisse um ihre Dienste mit dem Versprechen, entweder selbst Autos zu kaufen oder zumindest ihren Mitarbeitern einen Anreiz zu geben.
Doch ob die Banker in der Schweiz auf Opel umsteigen würden oder die in den USA auf Cadillac? Sie fahren lieber Mercedes, BMW oder Audi - das ist es ja, was GM-Chef Edward Whitacre so ärgert.
Deutsche Bank mischt mit
Federführend bringen die Wall-Street-Größen JP Morgan und Morgan Stanley den Autokonzern zurück an die Börse. Auch die Deutsche Bank mischt mit. Dafür kassieren die Banken aber wesentlich weniger Geld als üblich. Statt gängiger 3 Prozent bekommen sie lediglich 0,75 Prozent der Einnahmen als Provisionen. Der Grund: Die Investmentbank Goldman Sachs hatte die Preise mit einem extrem niedrigen Angebot verdorben.
Goldman Sachs habe unbedingt einen Fuß in die Tür kriegen wollen bei diesem Geschäft mit der US-Regierung, hieß es. Und tatsächlich ist auch Goldman eine der insgesamt zehn Banken, die GM angeheuert hat.
Back tot he roots?
Den Vereinigten Staaten gehören 60,8 Prozent am Autobauer. Die Regierung will sich aber von der Mehrheit verabschieden und damit zumindest einen guten Teil der 50 Mrd. Dollar an Steuergeldern zurückbekommen, die in GM geflossen sind.
Das alte GM-Management hatte den einstigen Vorzeigekonzern über Jahre heruntergewirtschaftet: Die Autos waren überholt, die Werke veraltet, die Mitarbeiter zu teuer und die Schulden zu hoch. Mitte 2009 geschah das Undenkbare: GM musste Insolvenz anmelden. Nun ist das Unternehmen wieder da - und mit ihm die alten Kapriolen.
Quelle: ntv.de, dpa