Wirtschaft

Teure Kredite, harte Sanktionen Griechenlands schwerer Ballast

Demonstration in Athen: Der Druck von der Straße ist ebenso enorm wie die Belastung durch die mauen Kassen.

Demonstration in Athen: Der Druck von der Straße ist ebenso enorm wie die Belastung durch die mauen Kassen.

(Foto: REUTERS)

Der Wille ist da, aber reicht das aus? Neue Spekulationen um die Kassenlage Griechenlands belasten die Kreditmöglichkeiten des EU-Mitglieds enorm. Das setzt den Euro unter Druck und sorgt für Verunsicherung auf den Finanzmärkten. An den IWF will sich das Land dennoch nicht wenden, denn die harten Auflagen könnten für Unruhen sorgen.

Griechenland will Regierungskreisen zufolge seine Sparzusagen gegenüber der Europäischen Union einhalten. Es sei nicht geplant, neu über das Notfall-Paket der EU zu verhandeln, sagte ein Vertreter des Finanzministeriums. "Es gibt eine Vereinbarung zum Hilfsmechanismus, und wir bleiben dabei." EU und EZB lehnten eine Stellungnahme zu einem Medienbericht ab, wonach die Regierung in Athen im Fall des Falles ein Eingreifen des Internationalen Währungsfonds (IWF) verhindern wolle und deshalb Änderungen an dem jüngst verabschiedeten Notfallplan anstrebe.

Unter Berufung auf hochrangige Regierungsvertreter berichtete die Finanznachrichtenagentur "Market News International", die Bedingungen des Fonds seien hart und könnten soziale und politische Unruhen auslösen. Deshalb strebe Griechenland einen Rettungsplan mit klarerem europäischen Schwerpunkt an. Es sei nicht auszuschließen, dass der Euro-Staat doch auf den Notfallplan zurückgreifen müsse.

Rekord-Renditen

Wegen der schwächeren Nachfrage nach seinen Staatsanleihen in Europa will Griechenland einer Zeitung zufolge nun um das Vertrauen von US-Investoren werben. Die Renditeaufschläge auf griechische Staatsanleihen stiegen kräftig. Zeitweise musste Griechenland 4,06 Prozentpunkte mehr für zehnjährige Anleihen zahlen als Deutschland, so viel wie nie zuvor in der Geschichte des Euro. Am Gründonnerstag hatte der Aufschlag noch bei 349 Basispunkten gelegen. Bei jüngsten Anleiheemissionen gelang es Griechenland nicht einmal, eine Anleihe wie geplant um eine Milliarde Euro aufzustocken - es kamen lediglich Kaufaufträge im Volumen von mehreren hundert Millionen Euro zusammen.

Nun sollen US-Investoren fünf bis zehn Milliarden Dollar beisteuern, wie die "Financial Times" berichtete. Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou werde nach dem 20. April in die USA reisen und dort um die Anleger werben. "Griechenland will bei dieser Emission seine Investorenbasis verbreitern, was bedeutet, dass neben anderen auch Schwellenländerfonds angesprochen werden sollen", berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise. Anders als zu Jahresbeginn wolle Papakonstantinou aber nicht nach Asien reisen.

Geldanlagen werden großflächig abgezogen

Griechische Anleger schaffen einem Bericht des "Telegraph" zufolge unterdessen ihr Geld in Sicherheit. Allein im Januar seien fünf Milliarden Euro von griechischen Konten abgezogen und zu ausländischen Banken wie HSBC oder Societe Generale geschafft worden, hieß es auf der Internetseite der britischen Zeitung unter Berufung auf Daten der Bank von Griechenland. Im Februar hätten weitere drei Milliarden Euro das Land verlassen. Aus jüngsten Daten der Europäischen Zentralbank geht unterdessen keine Kapitalflucht hervor. Zudem sind große monatliche Schwankungen bei den Kundeneinlagen üblich, allein von Juni bis Juli 2009 sanken die Bestände etwa um zehn Milliarden Euro.

Für Griechenland haben sich mittlerweile die Bedingungen am Kapitalmarkt nach unbestätigten Informationen und Gerüchten über eine Ablehnung der IWF-Hilfe deutlich verschlechtert. Demnach wolle Athen im Notfall möglicherweise keine Kredite vom Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen, sondern nur von europäischen Staaten. Weder die griechische Regierung noch die EU-Kommission wollten sich dazu äußern. "Kein Kommentar", hieß es dazu in Brüssel. Dennoch stiegen die Zinsen, mit denen sich das hochverschuldete Land am Kapitalmarkt Geld leihen kann, berichtete der staatliche Rundfunk. Athen muss nun fast 3,9 Prozentpunkte mehr Zinsen zahlen als Deutschland.

Notfallplan erleichtert nur kurz

An diesem Mittwoch werden Sachverständige des Internationalen Währungsfonds in Athen erwartet. Die Experten wollen mit den Griechen über die Umsetzung ihrer Sparpläne sprechen.

Mit der Einigung der Euro-Staaten vor knapp zwei Wochen auf einen Notfallplan für Griechenland waren die Risikoaufschläge des Landes zunächst etwas gesunken. Der Notfallplan sieht vor, dass Milliarden-Kredite von den Euro-Ländern sowie vom Internationalen Währungsfonds kommen könnten. Allein bis Ende Mai muss Griechenland laut Experten etwa 20 Milliarden Euro Staatsschulden refinanzieren, bis Jahresende werden demnach insgesamt 55 Milliarden Euro gebraucht.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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