Wirtschaft

Keine ACS-Filiale werden Hochtief-Chef will kämpfen

Bei Hochtief gibt man sich vor anstehenden Hauptversammlung kämpferisch. Die Unabhängigkeit ist aber wohl verloren.

Bei Hochtief gibt man sich vor anstehenden Hauptversammlung kämpferisch. Die Unabhängigkeit ist aber wohl verloren.

(Foto: REUTERS)

Der Kampf um die eigene Unabhängigkeit ist wohl verloren, aber dennoch will Hochtief-Chef Lütkestratkötter sich nicht kampflos ergeben. Bei der anstehenden Hauptversammlung möchte der Manager möglichst viele Aktionäre aktivieren, damit der neue spanische Hauptanteilseigner ACS kein leichtes Spiel hat.

Der im Übernahmekampf gegen ACS unterlegene Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter will weiter für die Unabhängigkeit des größten deutschen Baukonzerns kämpfen. "Wir setzen uns weiterhin für die Unabhängigkeit des Unternehmens ein, sagte er der "FAZ". Der Baukonzern, an dem die spanische ACS nun gut 33 Prozent der Anteile hält, werde durch den neuen Großaktionär "keine spanische Filiale". Er wolle sich in Kürze mit ACS-Chef Florentino Perez treffen und sehen, "was man gemeinsam machen kann. Bisher haben wir uns immer vernünftig unterhalten." Hochtief nannte am Sonntag keinen Termin für ein solches Gespräch.

Auf der kommenden Hochtief-Hauptversammlung hängt es von der Präsenz der Aktionäre ab, ob ACS mit seinen Aktien schon über 50 Prozent des anwesenden Kapitals erreicht und damit weitreichende Änderungen durchsetzen kann. Lütkestratkötter sagte dazu, Hochtief werde alle Möglichkeiten nutzen, eine möglichst hohe Präsenz zu erzielen: "Es ist wichtig, dass möglichst alle Aktionäre ihr Stimmrecht wahrnehmen, damit Entscheidungen nicht nur von einer anwesenden Minderheit getroffen werden."

"Seltsames Dankeschön"

Lütkestratkötter hatte seit Monaten vehement für die Unabhängigkeit des größten deutschen Baukonzerns gekämpft und sich wiederholt gegen die Übernahme-Pläne von ACS ausgesprochen. Nun haben die Spanier über 30 Prozent der Aktien und können ihre Beteiligung ohne ein teures Übernahmeangebot durch Käufe an der Börse ausbauen. Eine weitere Kapitalerhöhung, durch die der ACS-Anteil verwässert werden könnte, sei derzeit nicht geplant, sagte der Firmenchef. Er bekräftigte, in diesem Jahr solle die Tochter Concessions verkauft werden.

In einem Interview mit Zeitungen der WAZ-Mediengruppe warf Lütkestratkötter der Politik vor, Hochtief im Kampf gegen die drohende Übernahme nicht ausreichend geschützt zu haben. "Eine Reihe von Politikern hat mir in Vier-Augen-Gesprächen ihr großes Bedauern über die Situation ausgedrückt und sich für ihre Haltung entschuldigt. Geändert hat sich aber nichts", kritisierte Lütkestratkötter. Für Hochtief sei es immer eine bewusste Entscheidung gewesen, in Deutschland zu bleiben, obwohl das Unternehmen 90 Prozent seines Geschäfts im Ausland mache. "Wenn wir ins Ausland gegangen wären, hätte uns das dortige Übernahmerecht besser geschützt - das ist nun ein seltsames Dankeschön für unsere Standorttreue", sagte der Hochtief-Chef.

Unterdessen hat Hochtief-Konzernbetriebsratschef Siegfried Müller offenbar die Konsequenzen aus dem Streit mit der Gewerkschaft IG Bau gezogen. Müller sei am Freitag von seinem Amt zurückgetreten, berichten die Zeitungen der "WAZ"-Gruppe. Damit habe er auf die Verhandlungen der Gewerkschaft mit ACS über eine Beschäftigungssicherung für die Mitarbeiter reagiert. Müller hatte erklärt, die Gewerkschaft habe für solche Gespräche kein Mandat. Der Betriebsrat befürchtet bei einer Übernahme durch ACS eine Zerschlagung von Hochtief.

Quelle: ntv.de, rts

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