Lütkestratkötter: "Ich bin hier" Hochtief bietet Gespräche an
11.12.2010, 14:35 UhrIn der Übernahmeschlacht um Deutschlands größten Baukonzern signalisiert Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter dem hochverschuldeten Rivalen ACS die Bereitschaft zum Dialog. Sein Aufsichtsratschef hadert unterdessen mit der Haltung der Bundesregierung.

Blick in die Baugrube: Hochtief steht bereit - "wenn die Spanier als Aktionär reden wollen".
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Übernahmekampf um Hochtief hat sich der Chef des deutschen Baukonzerns zu Gesprächen mit seinem spanischen Großaktionär ACS bereit erklärt. "Ich bin ein Mann des Gesprächs und für jeden Dialog offen - natürlich auch mit ACS", sagte Herbert Lütkestratkötter.
"Wenn die Spanier als Aktionär mit mir reden wollen und mir eine andere Haltung kundtun wollen, als es der Markt gerade tut, dann verschließe ich mich natürlich nicht. Ich bin hier", sagte der Hochtief-Chef dem "Spiegel".
Seit der spanische Konkurrent im September mitgeteilt hatte, Hochtief übernehmen zu wollen, tobt ein erbitterter Kampf um den Essener Konzern. Im Gegensatz zu Hochtief ist ACS hoch verschuldet.
"Das ist kein Verzweiflungsakt"
Das Management um Lütkestratkötter versucht, ACS mit allen Mitteln abzuwehren - so sollte der Konzern zu einem teuren Übernahmegebot auch für die australische Tochter Leighton gezwungen werden, und zuletzt wurde über eine Kapitalerhöhung das Emirat Katar als neuer Anteilseigner ins Boot geholt.
Am Freitag hatte das Emirat nach einer Kapitalerhöhung alle neuen Aktien von Hochtief übernommen und ist damit nun mit 9,1 Prozent an dem Essener Baukonzern beteiligt. Dadurch schrumpfte der ACS-Anteil an Hochtief von 29,98 Prozent auf rund 27,2 Prozent. Dadurch wird den Spaniern die gewünschte Übernahme von Hochtief erschwert.
Lütkestratkötter verteidigte den Schritt in die Verwässerung, der von Anteilseignern zum Teil scharf kritisiert wurde. "Das ist kein Verzweiflungsakt, das ist Strategie", sagte er.
Hochtief werde beim Bau der Stadien für die Fußball-WM 2022 in Katar eine wichtige Rolle spielen. Es gebe eine Absichtserklärung, wonach Hochtief auch bei der Fußball-WM beteiligt sein solle. Qatar Holding selbst erklärte, ein "konstruktiver Mediator" sein zu wollen, um ein positives Ergebnis für alle Aktionäre sicherzustellen.
Stadien für die Fußball-WM
Die Führung des Essener Baukonzerns fühlt sich im Übernahmekampf mit dem spanischen Großaktionär ACS von der schwarz-gelben Bundesregierung offenbar im Stich gelassen.
Insbesondere die Stellungnahmen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle würden im Ausland als Distanzierung von dem Unternehmen wahrgenommen, sagte Aufsichtsratschef Hans-Peter Keitel der "Süddeutschen Zeitung". Dies erschwere den Abwehrkampf.
FDP-Politiker Brüderle hatte sich wiederholt gegen einen Eingriff der Regierung in den Kampf ausgesprochen. Dem schloss sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel an.
"Es ist für die Geschäftspartner irritierend, wenn die ablehnende Haltung wieder und wieder und von einigen undifferenziert öffentlich dokumentiert wird", sagte Keitel, der zugleich Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ist.
Quelle: ntv.de, rts