Nur Sympathie von Merkel Hochtief steht alleine da
01.11.2010, 20:27 UhrBeim Übernahmekampf gegen den spanischen Rivalen ACS hat Hochtief zwar die Sympathien von Bundeskanzlerin Angela Merkel, kämpfen muss der Baukonzern allerdings alleine. Die Kanzlerin will sich nicht öffentlich gegen ein Unternehmen aus Spanien stellen. Das wäre auch unsinnig, findet die Monopolkommission.
Hochtief kann im Kampf gegen eine Übernahme durch den spanischen Rivalen ACS allenfalls auf indirekte Hilfe der Bundesregierung hoffen. Der Essener Baukonzern bemüht sich um das Emirat Katar als möglichen Investor, der eine Mehrheit von ACS blockieren könnte. Bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Katars Ministerpräsidenten Scheich Hamad am Montag in Berlin seien aber weder Vertreter von Hochtief selbst noch von den Banken vertreten, die den Abwehrkampf organisieren, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert im Vorfeld.
Nach dem Treffen verlautete am Abend aus Regierungskreisen, über einzelne Unternehmen sei nicht gesprochen worden. Bei dem Treffen sei es in breitestem Sinne darum gegangen, wie die Beziehungen zwischen Deutschland und Katar vertieft werden könnten. Themen seien etwa die Kooperation im Energiesektor und Luftfahrtbereich gewesen.
Sympathien für Hochtief
Merkel verfolgt aber die Bemühungen von Hochtief um Katar nach Angaben aus Regierungskreisen mit Sympathie und hat prinzipiell politische Rückendeckung für einen Einstieg signalisiert. Sie will sich aber nicht öffentlich gegen ein Unternehmen aus dem EU-Land Spanien stellen. Die Kanzlerin hatte vor wenigen Tagen etwa ein Gespräch von Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter mit dem Wirtschaftsminister des Emirats vermittelt.
Ob Katar aber als Ankerinvestor oder gar als "weißer Ritter" zur Verfügung stünde, der ACS abwehrt, ist offen. Die Araber bevorzugten langfristige und konfliktfreie Engagements. So hatte der Sportwagenbauer Porsche im Ringen um die Übernahme von VW letztlich vergeblich um Katar als Investor gebuhlt, nachdem ein langes Ringen um die Macht in Stuttgart gedroht hätte. Stattdessen stieg Katar direkt bei Volkswagen ein.
Monopolkommission gegen Staatshilfe
Die Zurückhaltung in Berlin wird bei der Monopolkommission auf Zustimmung stoßen. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, hat sich nun gegen ein Eingreifen der Politik in den Übernahmekampf um den Baukonzern Hochtief ausgesprochen. Der Wettbewerb in der Branche sei bei einer möglichen Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS nicht gefährdet. "Gerade in der Bauwirtschaft halte ich es für unsinnig, dass wir einen nationalen deutschen Champion brauchen", sagte Haucap der "Nordwest-Zeitung".
Weiter verwies er darauf, dass von den 66.000 Beschäftigten des Essener Baukonzerns gerade einmal 11.000 in Deutschland arbeiteten. Ferner würden 80 Prozent des Gewinns durch eine australische Tochter erwirtschaftet. "Die große Befürchtung, dass die Spanier uns unsere Gewinne wegnehmen, halte ich da schon für sehr weit hergeholt", sagte Haucap weiter. Die Monopolkommission berät die Bundesregierung als unabhängiges Expertengremium in Wettbewerbs- und Kartellfragen.
Hat Hochtief noch eine Giftpille?
ACS hält bereits knapp 30 Prozent an Hochtief und will den übrigen Aktionären ein Tauschangebot in ACS-Aktien vorlegen. Dieses ist zwar gemessen an den jeweiligen Kursen unattraktiv, doch sparen sich die Spanier dadurch ein Pflichtangebot, das bei Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle fällig wäre. Langfristig peilt ACS die Mehrheit bei Hochtief an - was Lütkestratkötter und seine Kollegen als unfreundlichen Akt betrachten. Um die Spanier zu stoppen, versucht Hochtief ACS derzeit zu einem Bar- Übernahmeangebot für die australische Tochter Leighton zu zwingen, das die Spanier womöglich überfordern würde.
Um die Hochtief-Übernahme für ACS zu verteuern und damit zu vereiteln, hätte der deutsche Baukonzern noch einige Pfeile im Köcher, bräuchte dafür aber Unterstützung durch Investoren. Zu den als "Giftpillen" bekannten möglichen Abwehrmaßnahmen gehört etwa eine Kapitalerhöhung zu niedrigen Kursen, die den Anteil des unerwünschten Aktionärs verwässert. Auch eine Wandelanleihe, die sich automatisch in Aktien verwandelt, wenn ACS die Mehrheit erreicht, würde diesen Zweck erfüllen.
Quelle: ntv.de, DJ/rts