Index sinkt erneut IFO sieht Wirtschaft "vor schwerem Winter"
25.10.2022, 11:45 Uhr
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster: Der IFO-Geschäftsklimaindex fällt im Oktober erneut. Zwar bewerten die Unternehmen ihren Ausblick etwas weniger trübe als zuletzt. Der Trend weise jedoch "klar nach unten", warnt der Chefsvolkswirt der Commerzbank.
Angesichts der Energiekrise und Rezessionssorgen hat sich die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen im Oktober noch weiter verschlechtert. Der IFO-Geschäftsklimaindex fiel auf 84,3 Zähler von revidiert 84,4 Punkten im Vormonat, wie das Münchner IFO-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Ökonomen hatten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.
Die Befragten beurteilten ihre Geschäftslage zwar schlechter, bewerteten die Aussichten allerdings weniger düster als zuletzt. "Trotzdem blicken die Unternehmen sorgenvoll auf die nächsten Monate. Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schweren Winter", sagte IFO-Präsident Clemens Fuest.
Auch der Chefsvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, warnt: "Der Trend weist klar nach unten." Im Vormonat sei das Geschäftsklima förmlich eingebrochen und befinde sich nun weiter auf Niveaus, bei denen die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit geschrumpft sei. Das gelte auch für den recht zuverlässigen Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Euroraum. "Ich erwarte weiter, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird", so Krämer. Dass der IFO-Index im Oktober nur leicht gefallen sei, sei "keine Entwarnung".
Dienstleistungssektor erholt sich
Im verarbeitenden Gewerbe fiel der Index erneut. Dies war auf pessimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen, die ihre aktuelle Lage aber als etwas besser einschätzten. Die Auftragsbücher sind weiterhin voll, jedoch kommen immer weniger neue Aufträge hinzu. Die Kapazitätsauslastung sank von 85,3 auf 84,6 Prozent. Sie liegt damit aber weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt von 83,6 Prozent.
Im Dienstleistungssektor erholte sich das Geschäftsklima nach dem Absturz im Vormonat leicht. Die Dienstleister waren weniger pessimistisch mit Blick auf die kommenden Monate. Allerdings beurteilten sie die laufenden Geschäfte etwas schlechter. Im Handel stieg der Index. Dies war auf leicht bessere Einschätzungen zur aktuellen Lage zurückzuführen. Die Erwartungen bleiben jedoch äußerst düster, insbesondere im Einzelhandel.
Im Bauhauptgewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima erneut. Der Indikator der Geschäftslage fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 2016. Auch der Ausblick trübte sich weiter ein. Der Auftragsbestand war rückläufig.
BIP wird im Winter wohl deutlich sinken
Das insgesamt weiter trübe Stimmungsbild in der Wirtschaft passt zur Einschätzung der Bundesbank, die Deutschland an der Schwelle zur Rezession sieht. Sie versteht darunter einen deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Die hohe Inflation und die Unsicherheit über die Energieversorgung lasten auf der deutschen Konjunktur. Bereits im zurückliegenden Sommerquartal könnte das Bruttoinlandsprodukt laut Bundesbank schon nicht mehr gewachsen sein. Im gerade begonnenen Winterhalbjahr werde es dann wohl deutlich sinken, so die Volkswirte der Bundesbank.
Für die am Freitag anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal erwarten Experten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Im Frühjahr war beim BIP nur ein Miniwachstum von 0,1 Prozent herausgesprungen.
Quelle: ntv.de, mbu/rts/DJ