Wirtschaft

Einbruch am Immobilienmarkt Baufinanzierer und Banken bleiben auf Krediten sitzen

Viele Bauprojekte werden storniert. Denn immer weniger Menschen trauen sich noch, einen Hauskredit aufzunehmen.

Viele Bauprojekte werden storniert. Denn immer weniger Menschen trauen sich noch, einen Hauskredit aufzunehmen.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Hohe Inflation, steigende Zinsen, Rezessionsangst und die Hoffnung auf fallende Immobilienpreise schrecken potenzielle Häuslebauer derzeit ab. Das Geschäft mit Baufinanzierung läuft schlecht. Eine derartige Entschleunigung habe der Markt in den letzten 25 Jahren nicht erlebt, heißt es aus der Branche.

Wegen der schlechten Wirtschaftsaussichten werden potenzielle Häuslebauerinnen und -bauer in Deutschland vorsichtiger. Zu spüren bekommen das nun Baufinanzierer und Banken, die wegen der geringeren Nachfrage auf ihren Krediten sitzen bleiben.

Besonders betroffen vom Einbruch am Immobilienmarkt ist der Finanzdienstleister Hypoport. Dessen Neukundengeschäft brach zuletzt massiv ein: Bei der Kreditplattform Europace, die zu Hypoport gehört, ging das Transaktionsvolumen im dritten Quartal um 18 Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro zurück. Als Hauptgrund nennt Hypoport die gesunkene Zahl an Neuabschlüssen von Immobilienfinanzierungen.

Hypoport ist im SDax gelistet und hat seinen Sitz in Lübeck. Zu dem Konzern gehört auch die Dr. Klein Privatkunden AG, die ebenfalls Immobilienfinanzierungen und Konsumentenkredite für Verbraucherinnen und Verbraucher anbietet. Auch dort läuft das Geschäft schlechter: Im Sommerquartal vermittelte Dr. Klein noch Kredite mit einem Volumen von insgesamt 7,8 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 23 Prozent entspricht.

Hypoport-Aktie: Einbruch um 82 Prozent

Die Nachfrage nach Immobilien-Krediten sei sowohl bei Privatkunden als auch bei Profis sehr schwach, hieß es von Hypoport. Der Konzern hatte seine Prognose für das laufende Jahr wegen des Abwärtstrends bereits im September korrigieren müssen - und seine Jahresziele ausgesetzt. Anvisiert war ursprünglich ein Umsatz zwischen 500 und 540 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 51 bis 58 Millionen Euro.

Hypoport
Hypoport 144,20

Nachdem Hypoport die Zahlen kassiert hatte, brach die Aktie zeitweise um 39 Prozent ein. Noch krasser zeigt sich jedoch der Absturz auf Jahressicht: Um ganze 82 Prozent ging es seit Mitte Oktober 2021 abwärts. Damals kostete ein Anteilsschein von Hypoport 479,20 Euro, inzwischen sind es nur noch 87,90 Euro pro Aktie.

"Eine derartige Entschleunigung hat der deutsche Wohnimmobilienmarkt in den letzten 25 Jahren noch nicht erlebt", sagte Hypoport-Chef Ronald Slabke der Nachrichtenagentur Reuters. Die Preisvorstellungen zwischen Käuferinnen und Verkäufern unterscheiden sich seit den vergangenen Wochen derart stark, dass es häufig nicht zum Vertragsabschluss kommt. Immobilien sind deshalb teilweise wieder deutlich länger am Markt als zu Hochzeiten des Immobilienbooms.

Als Gründe für die Vorsicht potenzieller Käufer nennt Slabke die hohe Inflation, steigende Zinsen, Rezessionsängste und die Hoffnung auf fallende Häuser- und Bodenpreise. Analysten prognostizierten zuletzt auch bei anderen Baufinanzierern und -vermittlern einen Rückgang.

Baufinanzierer sehen kein Licht am Horizont

Sorgen macht diese Entwicklung nicht nur den Baufinanzierungsvermittlern selbst, sondern vor allem den Banken und Sparkassen. Sie stellen die Immobilienkredite und bleiben nun auf ihnen sitzen. "Die Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen, viele Projekte im Planungsstadium werden storniert", sagte Sparkassen-Chef Helmut Schleweis dem "Handelsblatt". Die Sparkassen sind in Deutschland Marktführer bei Baufinanzierungen.

Und die Aussichten werden nicht besser: Schleweis geht davon aus, dass die Zahlen für September und Oktober bei der klassischen Baufinanzierung noch schlechter ausfallen werden. Dafür könnte zwar das Geschäft mit Krediten für energetische Sanierungen künftig besser laufen, aber die Sache hat einen Haken. "Das durchschnittliche Darlehensvolumen dabei beträgt allerdings rund 40.000 Euro - und ist damit deutlich geringer als beim Immobilienkauf, wo es im Schnitt zuletzt um rund 400.000 Euro ging", so Schleweis.

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Im Gegensatz zu den Sparkassen stand das Finanzierungsgeschäft der Direktbanken wie ING und Commerzbank zuletzt besser da. Das könnte laut Schleweis auch daran liegen, dass Sparkassen oftmals auch Kunden mit niedrigerem Einkommen haben, die von Krisen früher betroffen sind als Menschen mit mittlerem und hohem Vermögen.

Der Artikel erschien zuerst bei Capital.de.

Quelle: ntv.de

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