Wirtschaft

Befreiungsschlag bis Mitte August? IVG kämpft um die Existenz

Die Londoner "Gurke" gehört zum Portfolio der IVG.

Die Londoner "Gurke" gehört zum Portfolio der IVG.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die IVG ist per Ende März mit 4,2 Mrd. Euro verschuldet, Ein Großteil davon entfällt auf Bankverbindlichkeiten, die die ursprünglichen Gläubiger inzwischen zum großen Teil an Hedgefonds verkauft haben - mit Abschlägen von bis zu 20 Prozent. Besserung ist schnell zudem nicht in Sicht: Im 1. Quartal schreibt das Immobilienunternehmen Verluste. Die Zeit wird knapp, wissen auch die Anleger.

Der hoch verschuldete Bonner Immobilienkonzern IVG will bis Mitte August einen Ausweg aus seiner existenzbedrohenden Lage finden. Der Vorstand arbeite an einem Paket von Maßnahmen, das die IVG wieder handlungsfähig machen solle, teilte das Unternehmen mit. Dabei solle mit Aktionären, Banken und Anleihegläubigern eine gemeinschaftliche Lösung gefunden werden. "Die Entwicklung dieser Finanzierungsstrategie wird derzeit durch den Vorstand weiter vorangetrieben." Darüber wolle die IVG in den nächsten Wochen mit allen Parteien sprechen. Bis zu der auf den 14. August verschobenen Hauptversammlung soll das Konzept vorliegen.

Reuters hatte aus Finanzkreisen erfahren, dass die IVG dabei vor allem von den Aktionären und Hybridkapital-Gläubigern harte Einschnitte verlangen will. Sie könnten nach der Umschuldung jeweils nur einen einstelligen Aktienanteil an der IVG halten. Die vorrangig besicherten Kreditgeber - inzwischen zum Großteil Hedgefonds - sollen auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und dafür im Gegenzug eine klare Mehrheit der IVG-Aktien erhalten. Insgesamt könne die Verschuldung des Konzerns damit um mehr als eine Milliarde Euro gesenkt werden.

Die Pläne sind allerdings unter den Kapitalgebern stark umstritten. An der Börse straften die Anleger IVG ab: Die Aktien des Unternehmens stürzten im SDax um gut 15 Prozent ab auf 0,47 Euro.

Verluste zum Jahresauftakt

Die IVG ist per Ende März mit 4,2 Mrd. Euro verschuldet, 3,8 Mrd. davon entfallen auf Bankverbindlichkeiten, die die ursprünglichen Gläubiger aber inzwischen zum großen Teil mit Abschlägen von bis zu 20 Prozent an Hedgefonds verkauft haben. Diese sind oft darauf erpicht, Schulden in Aktien zu tauschen und so zum Eigentümer einer Gesellschaft zu werden. Die Verschuldungsquote (LTV) der IVG ist mit 72 Prozent nach eigener Einschätzung viel zu hoch. In diesem Jahr müssten nach Angaben von IVG Bankschulden von 734 Mio., 2014 weitere 1,87 Mrd. Euro refinanziert werden. Der Konzern hatte sich in der Finanzkrise mit teuren Projektentwicklungen, wie etwa dem Geschäftskomplex "The Squaire" am Frankfurter Flughafen verhoben, die mit Schulden finanziert wurden und die Erwartungen nie erfüllten. Als die Objekte drastisch an Wert verloren, wurde es eng.

Auch im 1. Quartal schrieb die IVG tiefrote Zahlen. Der Verlust von 45,1 Mio. Euro nach 75,7 Mio. Euro im 4. Quartal war vor allem auf Abschreibungen auf Immobilien zurückzuführen, weil diese sich als weniger werthaltig entpuppten als gedacht. So musste die IVG dem Versicherer Allianz massive Mietzugeständnisse für seinen 51.000 Quadratmeter großen Bürokomplex am Frankfurter Mainufer machen. Die Allianz hatte mit Wegzug gedroht, verlängerte nach den Zugeständnissen den Vertrag um 16-1/2 Jahre. Allein das habe zu einer Wertberichtigung von 21,3 Mio. Euro geführt. Auch das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel wegen der Wertverluste mit 20,2 (plus 16,2) Millionen Euro negativ aus. 12,8 Prozent der Flächen bei der IVG stehen leer, die Mieten gingen zwischen Januar und März um zwei Prozent zurück.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen