Lebhafter Handel innerhalb der EU Industrie spürt Aufwind
06.08.2009, 15:57 UhrDie deutsche Industrie fasst nach der schwersten Krise der Nachkriegszeit wieder Tritt. Dank der lebhaften Nachfrage aus den Euro-Ländern stiegen ihre Aufträge im Juni so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Die Bestellungen in der deutschen Industrie legten um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Das war bereits der vierte Anstieg in Folge und der stärkste seit Juni 2007. "Die Belebung ist breit über viele Industriezweige angelegt" hieß es. Experten hatten nur ein Plus von 0,8 Prozent erwartet, nachdem es im Mai bereits einen kräftigen Zuwachs von 4,4 Prozent gegeben hatte. Angesichts der zügigen Erholung der Schlüsselbranche rufen erste Beobachter bereits das Ende der Rezession aus. Allerdings rechnen auch sie nicht mit einem kräftigen Aufschwung.
In den Fabriken dürften die Schornsteine deshalb schon bald wieder stärker qualmen, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Mehr Aufträge heute bedeuten mehr Produktion morgen". Die Wirtschaft werde im Sommer wieder wachsen - zum ersten Mal nach über einem Jahr stetigen Schrumpfens. "Die Rezession ist zu Ende", sagte Krämer. Die Industrie litt bislang wie kein anderer Wirtschaftszweig unter dem Einbruch des Welthandels, der nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Herbst 2008 einsetzte.
Qualität aus Deutschland wieder gefragt
Die stärksten Impulse kommen nun wieder aus dem Ausland. Dort zog die Nachfrage nach deutschen Produkten um 8,3 Prozent an. Besonders in den Euro-Ländern - dem mit Abstand wichtigsten Markt für den Exportweltmeister - war "Made in Germany" gefragt. Hier nahmen die Aufträge um 13,2 Prozent zu. Der Heimatmarkt bleibt dagegen konstant: In Deutschland zog die Nachfrage nur um 0,2 Prozent an.
Geordert wurden in erster Linie Maschinen, Fahrzeuge und andere Investitionsgüter. Hier kletterte die Nachfrage um insgesamt 5,0 Prozent. Produzenten von Vorleistungsgütern wie Verpackungen und Chemiefasern meldeten ein Plus von 4,6 Prozent. Dagegen nahm die Nachfrage nach Konsumgütern um 0,5 Prozent ab.
Kurzlebiger Abwrack-Bonus
Experten sehen die deutsche Industrie als Nutznießer der staatlichen Hilfsprogramme in Europa und Übersee. "Wir profitieren im Moment von den weltweiten Konjunkturprogrammen, die jedoch irgendwann auslaufen werden", sagte Stefan Bielmeier von der Deutschen Bank. Von einem sich selbst tragenden Aufschwung sei Deutschland deshalb noch weit entfernt. Der Binnenmarkt werde bei steigender Arbeitslosigkeit unter Druck geraten. UniCredit-Experte Alexander Koch zufolge wird es noch bis Mitte 2013 dauern, bis Produktion und Auslastung der Unternehmen das Niveau der Zeit vor der Krise wieder erreicht haben.
Wie stark die Industrie mit ihren vielen Weltmarktführern trotz des Aufwärtstrends noch immer unter der globalen Rezession leidet, zeigt der Vergleich mit Juni 2008. Damals lag das Auftragsvolumen um 25,3 Prozent höher.
Quelle: ntv.de, rts