Lobbyisten beim Klimagipfel Industrie will lernen
11.12.2009, 19:31 UhrAuf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen suchen die Vertreter der Industrie nach einer gemeinsamen Linie. Fest steht bislang nur, dass ein geschlossener Auftritt in Sachen Klimawandel auch für die Konzerne nützlich wäre.

Dampf über den Kühltürmen des Kohlekraftwerks Jänschwalde bei Cottbus: "Wir brauchen einen Preis für Kohlendioxid."
(Foto: REUTERS)
Der Industrie ist in Kopenhagen nach Einschätzung ihrer Interessenvertreter bislang kein geschlossener Auftritt gelungen. Zu weit klaffen die Interessen mutmaßlicher Gewinner und Verlierer einer schärferen Klimapolitik auseinander.Lobbyisten räumten dies bei einem eigenen Treffen am Rande der politischen Gespräche in der dänischen Hauptstadt freimütig ein. Vor allem energieintensive Branchen wie Zementhersteller, Stahlkocher und Stromproduzenten befürchten, durch ehrgeizige Beschlüsse des Gipfels benachteiligt zu werden.
"Man kann sich nur schwer eine gemeinsame Stimme vorstellen", sagte der Chef des US-Versorgers Duke Energy, Jim Rogers. "In Wirklichkeit gibt es viele verschiedene Stimmen." Einigkeit bestehe unter den Wirtschaftsvertretern nur in sehr grundlegenden Fragen: "Wir brauchen einen eindeutigen Weg nach vorn, wir müssen jetzt handeln, und wir brauchen einen Preis für Kohlendioxid."
Der Klimaberater Bill Kyte, der für Eon und die Strom-Lobbygruppe Eurelectric arbeitet, forderte eine bessere Koordination im Vorfeld internationaler Treffen, um den nationalen Unterhändlern klare Botschaften mit auf den Weg zu geben. Schließlich hätten Zementhersteller in China und Frankreich die gleichen Interessen. "Wir müssen eine Menge von den Nichtregierungsorganisationen lernen", sagte Kyte.
Eine Frage des Standorts
Skepsis gegen ein europäisches Vorpreschen beim Klimaschutz hatte diese Woche etwa die Lobbygruppe Business Europe geäußert: Ohne eine weltweite Einigung solle die Europäische Union ihre Ziele zur Emissionssenkung nicht verschärfen. Andernfalls drohten allein europäische Firmen die Rechnung zu bezahlen.
Duke-Energy-Manager Rogers bezeichnete dagegen China als Vorbild, wenn es darum gehe, aus dem Klimawandel Gewinn zu ziehen. Das asiatische Land - weltgrößter Kohlendioxid-Produzent und mittlerweile auch größter Hersteller von Solarzellen - sei dabei, den Weg in eine Welt mit niedrigen Emissionen zu gehen und dabei noch Geld zu verdienen.
Klimaberater Kyte forderte klare politische Vorgaben und bezog sich dabei auf das Ziel der dänischen Gipfel-Gastgeber, eine Erderwärmung von maximal zwei Grad anzupeilen: "Die Strombranche kann zwei Grad erfüllen - wir haben einen Plan, um das zu erreichen."
Quelle: ntv.de, rts