Reallöhne wachsen kaum Inflation steht still
10.02.2012, 08:51 UhrDie Inflation in Deutschland bleibt vergleichsweise niedrig. Da von moderaten Lohnerhöhungen dennoch kaum etwas übrig bleibt, wollen Gewerkschaften in den kommenden Tarifrunden mehr herausholen.
Mit der schwächeren Konjunktur steigen auch die deutschen Verbraucherpreise nicht mehr so schnell. Die jährliche Inflationsrate verharrte im Januar bei 2,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt ein Jahr zuvor. Die Europäische Zentralbank spricht bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen.
Preistreiber Nummer eins war zu Jahresbeginn einmal mehr Energie. Benzin und Diesel verteuerten sich um 6,4 Prozent, Haushaltsenergie um 7,7 Prozent und leichtes Heizöl um 17,2 Prozent. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke kosteten drei Prozent mehr als vor Jahresfrist. Im Vergleich zum Dezember fielen die Verbraucherpreise um durchschnittlich 0,4 Prozent.
2011 hatte teure Energie die Teuerungsrate auf 2,3 Prozent getrieben. Für dieses Jahr rechnen Analysten mit einem Rückgang auf 1,8 Prozent, weil sich Rohstoffe wegen der weltweiten Konjunkturabkühlung nicht mehr so stark verteuern dürften.
Reallöhne steigen nur wenig
Trotz der vergleichsweise niedrigen Inflation in Deutschland, stiegen die Reallöhne im vergangenen Jahr lediglich um 1,0 Prozent. Die Nominallöhne lagen dem Statistischen Bundesamt zufolge zwar im Schnitt um 3,3 Prozent höher als 2010 - die Verbraucherpreise kletterten aber im gleichen Zeitraum um 2,3 Prozent nach oben.
In den vergangenen zehn Jahren waren die Verbraucherpreise deutlich stärker als die Nettolöhne und -gehälter gestiegen. Die Inflationsrate von Januar 2002 bis November 2011 betrug demnach 17 Prozent, der Anstieg der Löhne und Gehälter 11,2 Prozent. Im Jahr 2008 etwa stiegen die Reallöhne nur um 0,5 Prozent, im Krisenjahr 2009 sanken sie um 0,4 Prozent, und auch im Wachstumsjahr 2010 kletterten sie nur um 1,5 Prozent.
In diesem Jahr wollen die Gewerkschaften für die Arbeitnehmer mehr herausholen: Sie haben Lohnforderungen von fünf bis sieben Prozent angekündigt. Verhandlungen stehen im öffentlichen Dienst, in der Metall- und Elektroindustrie, im Bankgewerbe, in der chemischen Industrie, in der Textil- und Bekleidungsindustrie, im Kfz-Gewerbe und im Hotel- und Gaststättengewerbe an. Die Ausgangssituation sei aber "ungünstiger als im Vorjahr", erklärte jüngst die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, denn es werde allgemein mit einer Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet.
Quelle: ntv.de, jga/rts/AFP