Wirtschaft

Kein Grund zur Panik Irland ist nicht Griechenland

Ein Gerücht reicht und schon wittern Beobachter wieder die Zahlungsunfähigkeit eines Euro-Landes. Schwer in Erklärungsnot befindet sich derzeit die Regierung in Dublin. EU-Vertreter beschwichtigen: Die Rahmenbedingungen seit dem Griechenland-Absturz seien andere.

Das klamme Irland kämpft um Vertrauen.

Das klamme Irland kämpft um Vertrauen.

(Foto: picture alliance / dpa)

An manchen Tagen scheint die Euro-Zone ein Deja-vu der Schuldenkrise zu erleben. Plötzlich schießen die Risikoprämien für Staatsanleihen aus angeschlagenen Staaten wie Irland wieder in die Höhe und schlagartig kehren alle Ängste aus der Hochzeit der griechischen Schieflage zurück. Die Rahmenbedingungen haben sich aber grundlegend geändert und deswegen ist es unwahrscheinlich, dass noch einmal Panik wie im April und Mai um sich greift. Die Investoren wissen, worauf sie sich verlassen können: Deutschland unterzeichnet sozusagen die offenen Schecks der Euro-Zone und die Partnerstaaten der Gemeinschaftswährung sind eifrig dabei, ihre Haushalte langfristig durch Strukturreformen in Ordnung zu bringen.

Die Risikoaufschläge für Papiere aus Irland, Portugal oder Griechenland näherten sich am Freitag wieder den Rekorden an, zu denen sie monatelang Distanz gehalten hatten. Die Gemeinschaftswährung verlor umgehend an Wert. Die Investoren stießen Euros ab und signalisierten damit, dass sie kein Risiko mittragen wollen. Dass Irland noch immer mit den Aufräumarbeiten aus der Finanzkrise kämpft, war aber nur ein Grund zur Sorge. Da sich im zweiten Halbjahr der Aufschwung verlangsamt, fragen die Investoren sich, ob das in den ohnehin wachstumsschwächeren Staaten am Rande der Euro-Zone nicht sogar eine Stagnation nach sich zieht.

Aufflammen kleinerer Feuerherde

"Wir haben den größten Waldbrand gelöscht, aber es gibt noch ein paar kleinere Feuer, die bei starkem Wind wieder aufflammen können", sagt ein europäischer Vertreter, der mit im Zentrum der Löscharbeiten steht. Ein Luftzug könnte beispielsweise entstehen, wenn Zweifel daran entstehen, ob Griechenland und Portugal ihre Ziele für den Schuldenabbau in diesem Jahr erreichen. Ihr Sparkurs wirkt wie ein Dämpfer auf die Wirtschaft und der Einnahmestrom für den Staat hat deutlich nachgelassen. Oder wenn Irland bis Anfang Oktober feststellt, ob es tatsächlich nochmals 25 Mrd. Euro in eine seiner größten Banken, die Anglo Irish, stecken muss.

"Wir arbeiten uns noch durch die letzte Phase der Finanz- und Schuldenkrise", sagte Marco Annunziata, Chef-Volkswirt der italienischen Großbank UniCredit. "Es gibt ähnliche Sorgen wie im April und Mai, aber sie sind lange nicht so groß wie damals." Die Euro-Zone hat für angeschlagene Mitglieder ein Rettungspaket über 440 Mrd. Euro geschnürt, das einsatzbereit ist. Im Notfall trägt Deutschland - die größte und stärkste Volkswirtschaft der Euro-Zone - den dicksten Batzen.

Unter den Wackelkandidaten des Währungsgebiets hat sich Spanien in den vergangenen Monaten das meiste Vertrauen zurückerobert. Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone muss derzeit nur wenig mehr als Deutschland dafür bezahlen, dass die Investoren ihr Kredit geben. Irland sorgt dagegen mit seinen Bankenproblemen immer wieder für Bauchgrimmen. Wenn der Staat sich nochmals belasten muss, fehlen die Mittel an anderer Stelle. "Es hält sich die Unsicherheit, wie viel Geld noch gebraucht wird, das Bankensystem zu rekapitilisieren", sagt Annunziata. "Damit bleibt das Risiko einer Umschuldung in Griechenland, Portugal und Irland."

Quelle: ntv.de, rts

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